Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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ein brausendes Getöse sich gegen die Burg hinanwälzte, und ue 
ein Haufen sich gesammelten, bewaffneten Landvolkes, entrüstet über 
die unmenschliche Verheerung ihrer Heimat, angefeuert durch die Not 
der verlassenen Jungfrau, zum Entsatze herbeieilte und die blutdürstigen 
Räuber mit leichter Mühe überwältigte. Zdenka stand noch immer, 
wie ein Engel des Todes, drohend vor der Pulvertonne. Erst als sie 
sich gerettet sah, fiel sie, inbrünstig dem Himmel für ihre Rettung 
dankend, auf ihre Knie. Die ruhmwürdige Jungfrau hätte eher die 
Burg in die Luft gesprengt, als sich den Taboriten ergeben, da sie 
voraussah, daß Entehrung und grausame Behandlung ihrer warte. 
743. Ein Beispiel von Vaterlandsliebe. 
(Joh. Böhm in der Erzgebirgszeitung 1882, S. 29.) 
Es war in einer stürmischen Nacht in der Zeit des siebenjährigen 
Krieges, als in einem Hirtenhause zwischen Pichelberg und Thein bei Blei- 
stadt Vater und Sohn vor dem Kienfeuer sitzend in einem lauten Gespräche 
begriffen waren. Dieses war besonders für letzteren hochinteressant, 
denn oft ließ der fünfzehnjährige Michel seine Hände, welche sich mit 
Kieferspäneschnitzen beschäftigten, sinken und hörte lange Zeit mit ge— 
spanntester Aufmerksamkeit auf das, was sein Vater, ein alter, ver— 
dienter Soldat, von seinen Feldzügen gegen den hartnäckigsten Feind 
Maria Theresias mit großem Eifer und dramatischer Lebendigkeit zu 
erzählen wußte. Besonders heute war sein Mund gesprächiger denn je, 
denn eine österreichische Truppenabteilung, bei deren Anblick sich des 
Alten Erinnerungen neu belebten und gestalteten, war seit wenigen 
Stunden an der Hütte vorbeimarschiert und lagerte sich für die Nacht 
eine kurze Strecke davon. Immer und immer wieder wurde Michel 
zu bewundernden Ausrufen hingerissen, und es wäre ihm am liebsten 
gewesen, wenn er gleich als Soldat mit Säbel und Gewehr hätte Be- 
kanntschaft machen können. 
„Aufgemacht!“ schrie da plötzlich eine rauhe Stimme und be- 
gleitete den Befehl mit einem Kolbenschlage, der das Fenster zertrümmert 
in die Stube warf, „heraus mit euch, oder das Feuer wird schnelle 
Beine machen!“ 
Auf seinem Stelzfuße hinausgehumpelt, sah sich der alte Soldat 
einem Haufen preußischen Fußvolkes gegenüber, dessen Anführer von 
ihm zu erfahren wünschte, wenn die kaiserliche Truppe hier vorbeige- 
zogen, wie stark sie sei und wo dieselbe liege. Der Veteran erwiderte, 
daß er dieses alles nicht wisse, und weder Versprechungen, noch harte 
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