Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
der Ferne herüber trug. Den Tönen nach zog er, als plötzlich eine 
kleine Geistergestalt ihm entgegen trat und ihn aufforderte, ihr zu folgen. 
Ihr Weg ging nun über Stock und Stein und fand endlich an den 
Felsen des Greifensteins sein Ziel. Kaum waren sie durch eine daselbst 
befindliche Höhle eingetreten, als sich auf einmal ein ungeheures Ge- 
wölbe dem staunenden Wandrer öffnete. Seine Wände schienen von 
Silber, seine Tische von Gold zu sein. Aus tausend goldenen, mit 
Edelsteinen besetzten Leuchtern, in denen die Strahlen der Lichter sich 
unzähligemal brachen, strömte ein überirdischer Glanz über das ganze 
Gewölbe. Eine lange, köstlich besetzte Tafel zog sich in demselben herab 
und war mit ehrwürdigen Männern umgeben, die sich an den aufge- 
tragenen Speisen sättigten. Ein Diener lud ihn ein, sich zu setzen und 
ein anderer brachte ihm schon, indem jener noch sprach, Speisen von der 
langen Tafel. Da endlich der Wanderer davon genoß, ward er zusehends 
erquickt und fröhlich und gutes Muts. Die ehrwürdigen Berggeister 
aber freuten sich sichtbar über ihn und befahlen den Dienern, ihm den 
Reisesack zu füllen, den er bei sich hatte. Mit herzlichem Danke schied 
er darauf von seinen Wirten. Als er aber im Scheine des Mondes 
und nach einer ungeduldig durchwachten Nacht bei den ersten Strahlen 
der Morgensonne seinen Sack aufthat, blitzten ihm die Goldgeschirre 
und Edelsteine entgegen, deren Glanz ihn schon im Gewölbe in Er- 
staunen gesetzt hatte. Zum Überfluß hatten ihn die gütigen Berggeister 
hart an die Straße gebracht, auf welcher er fröhlich gen Böhmen zog. 
Später siedelte er sich ohnweit des Freiwaldes an und lebte in einem 
ruhigen Genusse seines Reichtums bis in ein spätes Alter. 
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