Full text: Ich suche die Wahrheit!

zu unterbreiten. Bismarck hat es also mit der Ehre Deutsch- 
lands für vereinbar gehalten, die Rechtsgültigkeit einer 
feierlichen kaiserlichen Proklamation einem Schiedsgericht 
zu unterbreiten. Lord Lansdowne hat es mit der Ehre 
Englands für unvereinbar gehalten, die Höhe von Enk- 
schädigungen, die von englischen Kommissionen festgesetzt 
worden waren, durch ein Schiedsgericht überprüfen zu 
lassen. Und die Deutschen in Transvaal mußten sich fügen. 
Kann jemand, der das Verhalten Bismarcks im Karo- 
linenkonflikt mit dem Verhalken Lansdownes nach dem 
Burenkriege vergleichk, im Zweifel darüber sein, in wel- 
chem von beiden Ländern der Schiedsgerichksgedanke ehr- 
licher angewendek worden ist? Mir scheink, die Frage 
stellen, heiße sie verneinen. 
Als der Streit um die Karolinen einen Krieg zwischen 
Deutschland und Spanien heraufzubeschwören schien, 
flammke das Revanchegeschrei in Frankreich wieder auf 
und beruhigke sich nichk einmal, als der Schiedsgerichks- 
vorschlag Bismarcks bekannt wurde. Das erschien dem 
deutschen Reichskanzler wie eine Bestätigung seines nie- 
mals schlummernden JMißtrauens gegen die französische 
Volksstimmung. Er schrieb am 21. September 1885 an 
den Fürsten Hohenlohe:! „Der Eindruck, welchen die 
spanische Episode bei ihrem ersten Erscheinen auf die Fran- 
zosen aller Parkeien machke, hak uns gezeigk, daß letzkere, 
so uneinig sie sonst sein mögen, doch in der Absicht, die 
erste günstige Gelegenheik zum Bruch mit Deukschland 
zu benutzen, alle einig sind. Fünfzehn Jahre freundlichen 
Enkgegenkommens auf jedem Gebiek der Politik mit all- 
  
1) Siehe Akten Bd. III, S. 452, Nr. 70). 
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