die Friedensversicherungen eines Ministerpräsidenten, zu
dessen Kabinett ein solcher Kriegsminister gehörte, seine
politischen Entschlüsse nicht beeinflussen ließ, und daß er
die ungeheure Heeresvermehrung, die Boulanger von der
Kammer verlangte, mit der Agitation der Septennaks-
wahlen beantwortete? Ja, ist es nicht ein Beweis von
leidenschaftsloser Mäßigung, daß er angesichts einer sol-
chen Volksbewegung immer wieder in Paris versichern
ließ, daß er die freundschaftlichen Beziehungen, die bis
zum Jahre 1888 forkgedauerk hakten, weiker zu pflegen
wünschte?
Daß er die Orgien, die der französische Chauvinismus
feierke, nicht zum Worwand für einen deutschen Angriff
nehmen wollte, beweist ein Schreiben, das er am 16. Fe-
bruar 1887, also mitken in der Hochfluk der bonlangisti-
schen Bewegung, durch seinen Sohn Herberk nach Wien
lsandte, weil man dork auf Grund von Pariser Berichken
zu fürchken begann, daß dem Kanzler die Geduld reißen
würde, und weil auch der russische Bokschafter in Wien,
Fürst Lobanow, dem deutschen Bokschafker, dem Prinzen
Reuß VII., gegenüber geäußerk hakte, daß man in Pekers-
burg den Krieg zwischen Deutschland und Frankreich für
unvermeidlich halke. Ich will die wichtigste Skelle aus
diesem Schreiben hier folgen lassen, weil sie ganz beson-
ders charakkeristisch für die Ansichten Bismarcks über Prä-
venkivkriege ist.1
„Der Herr Reichskanzler hak es als vollkommen korrekt
bezeichnek, daß Ew. Ihrem russischen Kollegen erklärt
haben, wir würden einen Krieg niemals aus dem Grunde
1) Akten Bd. IV, S. ½02, Nr. 1249.
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