aus Triest ein Freistaak gemacht würde. 1 Ich glaube
nichk, daß Jkalien einen solchen Vorschlag gemachk hätte,
wenn es davon überzeugk gewesen wäre, daß Deutsch=
land im Sinne des Vertrags von Versailles und der
Noke vom 16. Juni am Kriege schuldig gewesen sei.
Denn es würde ja dann, falls Osterreich seine Bedin-
gungen sofort angenommen häktte, gegen Enkgelt durch
die Verpflichkung zur NReutralikät sich zum Mitschuldigen
des Erfolges „des größken Verbrechens an der Mensch-
beit“ gemachk haben. Aus diesen Gründen sollte Ika-
lien die erste Macht sein, die im Kampf gegen die Schuld-
1) Dieser Vertragsentwurf ist in der Note enthalken, die Sonnino
am 8. April 1915 an den Herzog von Avarna, den léalienischen Bot-
schafter in Wien schickte. Die Noke beginnt mit folgenden Worten:
„Um dem Verlangen zu enksprechen, das Ihnen der Baron Burian aus-
gesprochen hat, zeichne ich im folgenden die Bedingungen auf, welche
die königliche Reglerung für unerläßlich hält, um zwischen den beiden
Staaten einen normalen und dauerhaften Zustand gegenseiciger
Herzlichkeit zuschaffen und die zukünfeige Zusammen-
arbeit zu gemeinsamen Zielen derallgemeinen Politik
zuermöglichen.“ Und der Ar#kel X dieses Vertragsentwurfs lautet:
„JItalien verpflichtek sich, während der ganzen Dauer dieses Krieges
uollkommene Neutrallät gegenüber Osterreich-Ungarn und Deutschland
zu bewahren.“ Jtalienisches Grünbuch Nr. 6.
2) Am 3. August 1914, also nach dem Ausbruch des Welckrieges,
hatte der König von Italien dem deutschen Militärattaché und Flügel-
adjutanten des Kaisers, Oberstleucnant v. Kleist, der ihn im Auftrag
des Kaisers um die sofortge Mobilmachung der Armee und Marine
und um Bundeshilfe ersucht hatte, gean #vortet, „daß er persönlich von
ganzem Herzen bei Deutschland sei und noch vor wenigen Wochen keinen
Augenblick zwelfelte, daß bei Krieg Jtalien eren den Verbündeten hel-
fen werde“. Die deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch, herausge-
geben von Graf Max Monegelas und Professor Waleer Schücking,
Bd. IV, S. 33, Nr. 771.
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