tritt Deutschlands in die Reihe der weltpolitisch han-
delnden Mächte eher bekämpft. Und es ist vielmehr der
deutsche Liberalismus gewesen, aus dem die Bewe-
gung ihre stärksten Kräfte zog. Ja bis in die Reihen der
Sozialdemokratie hinein hak der Gedanke der Kolonial—-—
politik, der ja der Ausgangsgedanke der Weltpolitik
gewesen ist und sein mußke, warme Befürworker gefun-
den.: Und die deutsche Flotte, die in der Überzeugung
geschaffen wurde, daß sie das unenkbehrliche Instru-
ment der Welkpolitik sei, verdankt ihre Schöpfung und
Ausgestalkung in viel höherem Grade dem deutschen Li-
beralismus als dem preußischen „Junkerkum“, das dem
Großadmiral Tirpitz nur widerstrebend auf seinen Wegen
folgke. Die erste unker dem Hammer verendete deutsche
Flotte war geradezu eine Schöpfung des deutschen Libe-
ralismus und wurde ihm zum Symbol. Schon aus die-
ler Uberlegung heraus müßken die Ankläger Deutsch-
1) Es sind hauptsächlich die „Sozialistischen Monatshefee“ gewesen,
die sich für eine kraftvolle sozialpolicische Betäk#igung einsetzten. In die-
ser sozialistischen Zeieschrife schrieben die Genossen Maurenbrecher,
Quessel, Schippel und Gerhard Hildebrand in diesem Sinne. Der letz-
tere ist auch in seinem Buch: „Die Erschüceerung der Industrieherr-
schaft und der Industriesozialismus“, für die Erwerbung von Kolonien
eingetreten. Aber nicht nur Theoretiker des Sozialismus, sondern auch
führende sozialdemokratische Parlamentarier haben es für nokwendig
erklärt, daß Deutschland Kolonien besitze. Sie konnsen sich dabei sogar
auf Bebel berufen, der nach dem „Vorwärks“ vom 28. August 1907 im
Reichskag sagte: „Daß Kolonialpolicik getrieben wird, ist an und für
sich kein Verbrechen. Es kommt nur darauf an, wie sie getrieben wird.
Richtig berrieben kann sie zu einer Kulturmission werden.“ Und der Ab-
geordnete Hus, der sozialistische Verereker der deutschen Bergarbeiker im
Reichskag und im preußischen Landetag, sagte im November 1911 auf
dem westfälischen Parteikag der deutschen Sozialdemokratie wörtlich:
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