was eingetreten wäre, wenn in einer gegebenen politischen
Lage statt der wirklich ergriffenen eine andere Maß—
regel ergriffen worden wäre.
Die Frage aber — ich kann es nicht oft genug wieder-
holen —, ob unsere Politik sehlerhaft war oder nichk,
stehr hier nicht zur Erörkerung. Denn wir sind von unseren
Feinden nichk wegen unserer Fehler, am allerwenigsten
wegen der Fehler, die ihnen zugute kamen, vor das
Weltgericht gestellt worden, sondern wegen der „schran-
kenlosen Herrschaftsgelüste", von denen „ohne Rücksicht
auf den Frieden der Welt“ unsere Politik ausschließlich
geleikek gewesen sein soll. Diese bewußt unwahre Be-
haupkung will ich widerlegen, und darum habe ich nur
nachzuweisen, daß die Methoden, mit denen wir Welk-
politik trieben, von solchen Absichten nicht geleitet waren,
sondern von den gerade entgegengesetzten.
Gelingt mir das, so ist die Behauptung von unserer
Kriegsschuld als Lüge erwiesen.
Der leikende Gedanke, der die deutsche Politik be-
herrschte, nachdem sie sich, der Rok gehorchend, nicht dem
eigenen Triebe, außereuropäischen Zielen zugewandkhakke,
kommt am klarsten in einer Aufzeichnung zum Auedruck,
die Herr v. Holstein, der geheimnisvolle Rakgeber aller
Reichskanzler, die seik Bismarcks Sturz bis zu Hol-
steins Ausscheiden aus dem auswärkigen Dienst einan-
der gefolgk sind, am zo. Dezember 1898, vier Tage vor
der Absendung der Krügerdepesche, niedergeschrieben
hak. Die in dieser Aufzeichnung niedergelegken Richk-
linien verdanken zwar ihre Enkstehung der durch die
Spannung zwischen Deutschland und England zur Zeikt
ihrer Abfassung enkstandenen Welklage. Aber sie solltken
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