mindesten sehr ähnlich sahen.i Da hielt es Marschall für
richtig ihm klarzumachen, daß sich Deutschland England
gegenüber seit fünf Jahren im Zustande der Verteidi-
gung befände. „Überall“, so erklärte er, „mißgönnt man
uns den kleinsten territorialen Fortschritt; in Witu hat
man durch Entthronung des Sultans unser Abkommen
vom Jahre 1890 verletzt, ohne bisher die verlangte Re-
medur eintreten zu lassen, im Togogebiet, im Hinterland
des Niger und anderswo scheiterte jede Verhandlung an
der englischen Weigerung, uns irgendeine Konzession zu
machen. Die Besorgnis, daß einige Interessenten in der
englischen Presse über Beeinträchtigung ihrer Interessen
Lärm schlagen könnken, beeinflußk die englische Regie-
rung offenbar mehr als der Wunsch, sich die Sympakhien
Deutschlands zu erhalten.“
Daß dieser Umwille nichk ekwa in unberechtigten Macht-
ansprüchen Deutschlands seinen Ursprung hakte, beweist
die Empörung der öffentlichen IK#einung der ganzen Welk
über Englands damaliges Vorgehen. Gerade diese Ge-
meinsamkeit der durch die englischen Eroberungspläne in
Südafrika in allen europäischen Ländern entfesselken Enk-
rüstung hak wahrscheinlich Herrn v. Holstein veranlaßt,
die Gelegenheit zum Versuch einer Annäherung zwischen
Dreibund und Zweibund zu ergreifen und durch diese Zu-
1) Nach der Aufzeichnung des Staatssekretärs v. Marschall sagte
Eir Edward Male in dieser Untkerredung, „für England enestehe dar-
aus (aus dem angeblich auf deuesche Versprechungen zurückzuführenden
Wachsen der englandfeindlichen Seimmung der Buren) ein unerträg-
licher Zustand, und er wolle ganz offen sagen, daß die Fortsetzung der
deutschen Haltung gegenüber Transvaal zu ernsten Verwicklungen füh-
ren könne“.
Kronprinz Wilhelm, Ich suche d. W. 12
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