Full text: Ich suche die Wahrheit!

den, sondern im Gegenteil der Furcht davor, daß wir 
durch einen Krieg die im Jahre 1871 errungene Einheit 
des Reiches und alle auf ihr beruhenden Vorteile und 
mit ihnen jede weltpolitische Betätigung, die zum Lebens- 
interesse für uns geworden war, wieder verlieren würden. 
Nur aus dieser Besorgnis ist auch der Gedanke der 
Schöpfung einer großen deutschen Flotte entstanden. 
Es liegt nicht in meiner Absicht, mich in den Streit 
darüber einzumischen, ob die Verwirklichung dieses Ge- 
dankens den Anschluß Englands an den Zweibund zur 
Folge gehabk hak, oder ob die Tripleenkenke vielmehr die 
Folge unseres wirkschafklichen Aufschwungs war undschon 
viel früher zustande gekommen wäre, wenn wir auf den 
Floktenbau verzichkel hätten, weil es für die Beurkeilung 
der Schuldfrage — das heißk der Frage, ob Deukschland 
absichtlich seit Jahrzehnken auf den Krieg hingearbeiket 
hat — ganz gleichgültig ist, wie dieser Skreik enkschie- 
den wird.? Ich habe hier nur nachzuweisen, daß auch die 
Schöpfung der deutschen Flokte der Absicht der Er- 
halkung des Friedens entsprang, daß sie ebenso wie 
1) Dlese Absiche dichten die Herren Bourgeois und Pages allen 
Versuchen, die von Deueschland vom Jahre 1896 bis zum Vertrag 
oon Björkö unternommen wurden, beweislos an. Eie müssen aber im 
Widerspruch dazu crotzdem zugestehen, daß der Kaiser um seden Preis 
den Frieden so lange erhalten mußte, wie das Flottenprogramm von 
1goo niche durchgeführt war. II lui faut, à tout prix, conserver la paix, 
tant que le progamme naval de 1900 ’aura pas 66 exécuté.4 A. a. O. 
G. 365. 
)) In diesem Zusammenhang habe ich nur das Verhältnis unseres 
Floctenbaus zur Schuldfrage zu erörtern. Meine Gtellung zum Risiko- 
gedanken des Herrn v. Tirpitz habe ich in meinen „Erinnerungen“ S.vo 
u. ff. dargelegt. 
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