Full text: Ich suche die Wahrheit!

bei der zweiten Lesung des Gesetzes hielt, hob er noch 
einmal hervor, wie außerordentlich maßvoll die Forde- 
rungen der deutschen Regierung angesichts der Rüstungen 
waren, von denen wir bedroht wurden. „Rings um uns 
her, meine Herren,“ so führte er aus, „haben alle größeren 
Mächte ihre kriegerischen Mittel wesentlich erhöht, wir 
sind bei dem einen Prozenk der Bevölkerung einer frühe- 
ren Zählung geblieben. Wir können nicht auf numericsche 
Überlegenheit rechnen, wir müssen unser Verkrauen setzen 
in die innere Tüchtigkeit unserer Armee, und diese hängk 
eng zusammen mikt der Dienstdauer jedes einzelnen 
Mannes. Der französische Infankerist dienk katsächlich 
bei der Fahne 3—3 Jahre; wir hoffen bei der kreff- 
lichen Anlage unferer Leuke, bei der sich mehr und mehr 
enkwickelnden Schulbildung, bei den eingeführken Turn- 
übungen und im Verkrauen auf die rastlose Arbeikskätig- 
keit unserer vom Morgen bis zum Abend angestrengken 
Unteroffiziere und Offiziere in einer kürzeren Frist eine 
tüchtige Infankerie erzielen zu können.“ 
UMan kann einem Heeresgesetz, das einem racheschnau- 
benden Rachbar eine so große numerische Uberlegenheit 
verschaffke, wie das französische Gesetz vom Jahre 1872, 
nicht mik maßvolleren Rüstungen begegnen, als es das 
deutsche Kriegsministerium und der deutsche Generalstab 
im Jahre 1874 gekan haben. Trotzdem hat es die größke 
AMrühe gekostek, dieses Gesetz im Reichskag zur Annahme 
zu bringen, während, wie Generalfeldmarschall v. Moltke 
in seiner ersten Rede ausführte, die französische Kammer 
ihrem Kriegsminister mehr bewilligte, als er geforderk 
hakke. Auf welcher Seike der französisch-Heutschen Grenze 
wohnke also das kriegslüsternere Volk? Trotzdem aber alle 
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