1919 erhobenen Vorwurf, Deutschland habe ein halbes
Jahrhundert lang den Krieg vorbereitet, gerade für dieses
letzte Jahrzehnt nicht mehr aufrechterhalten, in dem es
von Mächten umgeben war, die durch Verträge zusam-
mengeschlossen und bis an die Zähne bewaffnek waren.
Sie schreiben nämlich: „Wilhelm II. wollte ge-
wiß nichk den Krieg, obwohl er glaubte, sein einziger
ruhmreicher Meister zu sein, indem er gewissenhaft mit
Überlegung und Methode als Offizier, der eine Leiden-
schaft für Heeresangelegenheiken hak, seine Pflicht als
oberster Befehlshaber erfüllke. Aber er scheute doch vor
der furchkbaren Verankworkung zurück, die mit dieser
Aufgabe verbunden war. Er wußtke, daß in einem künf-
tigen Kriege Deutschland den außerordenklichen Auf-
schwung aufs Spiel setzte, den es seinen Siegen ver-
dankle. Das, was er gern gewollk häkke, war, wie Bis-
marck nach 1871, seine Gegner zum Rückzug zu zwingen
und das Duell zu vermeiden“.
Wahrlich die Berge kreißen, und ein kleines JIl#käus-
lein wird geboren. Von der These, die die Anklage be-
weisen soll, läßk das Eingeständnis dieses Satzes kaum
noch ekwas übrig. Ihre Verfasser müssen also doch in all'
ihrem archivalischen Makerial Beweise für den Kriegs-
willen des Kaisers nichk gesunden haben. Mik diesem
kümmerlichen Rest der furchtbaren Anklage kann selbst
der schrankenloseste Haß die Forderung eines Welkge-
richts über Kaiser Wilhelm II. nichk mehr rechkferkigen.
Denn mir scheink, daß die Skaakskunst aller Herrscher
und Politiker, seitdem es eine Diplomakie gibk, sich ge-
1) A. a. O. S.339
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