Verträge über die Abgrenzung von Einflußsphären
in überseeischen Ländern, nur die Vorbereikung für ein
Prokektorak, und es war leicht vorauszusehen, daß die
Unabhängigkeik des J#aghzen sehr bald wie die des BVize-
königs von Agypten eine Scheinunabhängigkeit werden
würde. Dessen war man sich auch in England bewußt,
und deshalb konnke sich Graf Bernstorff, der kurz nach
dem Abschluß des Verkrages den nach Berlin gerufenen
Grasen Mekkernich in London verkrak, „den in der
Welkgeschichke unerhörken Vorgang, daß England mit
einer anderen Macht eine »societas leonina« eingegangen
sei, bei welcher der britische Löwe sich gegen seine Ge-
wohnheit mit dem Ankeil des wilden Esels begnügte“,
nur dadurch erklären, daß das zwischen den beiden West-
mächtken hergestellte guke Verhälknis England unker
Ausnutzung des ostastatischen Krieges so viele Vortkeile
in seinem weltpolitischen Ringen mit Rußland verschaffen
würde, daß die Auslieferung JIMarokkos an Frankreich
dadurch aufgewogen wurde.*
Wie kam nun Deurschland dazu, dieses weit von ihm
gekrennke Land, auf das Frankreich schon wegen seiner
geographischen Lage einen stärkeren Einfluß beanspruchen
konnke als alle anderen Mächte mit Ausnahme von
Spanien, nichk dem französischen Imperialismus wider-
standslos preiszugeben?
Haben wirklich nur Prestigegründe und „uferlose Herr-
schaftsgelüste“" Deutschlands Mdarokkopolitik bestimmt,
oder wurde die deutsche Regierung nichk vielmehr durch
sehr kriftige und sehr berechkigke wirkschaftliche Inker=
1) Akten Bd. XX. 1. S. 16. Nr. 6376.
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