allen Verpflichtungen gegen Deutschland zu entziehen
suchte.
Es ist nun ein schlagender Beweis für die Friedferkig-
keit der deulschen Politik, daß die vom Gesandten in
Tanger angerakene, vom Grafen Bülow dem auf einer
Milkelmeerreise besindlichen Kaiser vorgeschlagene Enk-
sendung von Kriegeschiffen nach Jlarokko von meinem
Vaker durch ein Telegramm aus Messina abgelehnt
wurde. Der Kaiser schlug vor, sich mit den drei ande-
ren in Marokko interessierten Mächten Frankreich, Spa-
nien und England über ein gemeinsames Vorgehen gegen
die scherifische Regierung zu verständigen. Fünf Tage
später wurde der englisch-französische Bertrag veröffent—
licht, und von diesem Augenblick wurde jeder Gedanke
an ein gewaltsames Vorgehen gegen Marokko aufge-
geben, „weil es leicht mißdeutet und zu Kombinationen
ausgenutzt werden könnte, die der deutschen Politik fremd
waren“. So begründeke der Staatssekretär im Aus-
wärtigen Amt, Herr v. Mühlberg, die Instruktion, die
er am 21. Mai an Herrn v. Mentzingen sandte, und ord-
nete gleichzeitig an, daß gegenüber der scherifischen Re-
gierung so lange Zurückhaltung zu beachten sei, bis sich
übersehen ließe, welchen Einfluß die Überlassung Ma—
rokkos an Frankreich auf die auswärkigen Beziehungen
des maurischen Reiches ausüben werde. Aus denselben
Gründen wurde die Nachrichk, daß der Sulkan beabsich-
lige, den Kailser um Hilfe gegen die Eingriffe Frankreichs
in seine Souveränikäksrechke anzugehen, durch die am
1) Akten Bd. XX. 1, S. 198 u. ff., Nr. 6512.
)kten Bd. XX. 1, S. 199, Nr. 6513 vom 3. April 2904.
3) Akien Bd. XX. 1, S. 206, Nr. 6520.
Kronprinz Wilbelm, Ich suche d. W. 18
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