Full text: Ich suche die Wahrheit!

angestimmt hat, und wird schon durch diese zwingende 
Notwendigkeit ad absurdum geführt. 
Der Vertrag von Björkö ist von meinem Vater nie- 
mals als ein Werkzeug zur Unterjochung irgend eines 
anderen Staates betrachtet worden, sondern als eine Be- 
freiungstat, deren Gelingen ihm wie ein Wunder 
Gottes erschien. Das geht deutlich aus dem oben erwähn- 
len Brief hervor, den er noch am Tage der Unterzeich— 
nung vor Wisby an den Grafen Bülow schrieb. Er sagt 
darin: „So ist der Morgen des 24. Juli 1905 ein Wen- 
depunkt in der Geschichte Europas geworden, dank der 
Gnade Gottes, und eine große Erleichterung der Lage 
für mein teures Vaterland, das endlich aus der 
scheußlichen Greifzange Gallien-Rußlandbe- 
freik werden wird.“!1 
Das Wunder ist nicht zur Wirklichkeit geworden, weil 
der Zar, nachdem er durch den mit Hilfe Deutschlands 
zustande gekommenen Frieden von Porksmouth der ost- 
astalischen Gefahr enkledigk war, am ro. November als 
Zusatz zum Verkrage von Björkö eine Erklärung ein- 
sandre, durch die festgestellt werden sollke, daß dieser 
Verkrag auf einen Krieg mik Frankreich — wohlgemerkt 
auch auf einen durch Frankreich provozierken Krieg — 
nicht angewendek werden dürse. Da der Verkrag von 
deutscher Seike vornehmlich geschlossen war, um Deutsch= 
land gegen einen französischen Angriff zu schützen, hatte 
er für uns durch diesen Zusatz jeden Werk verloren. 
  
1) Akten Bd. XIX. 2, S. 463. 
3) Der Vertrag sollte Deutschland natürlich auch gegen einen eng- 
lischen Angriff schützen. Da aber ein englischer Angriff höchst wahr- 
scheinlich nur im Falle eines französischen erfolgt wäre, verlor der Ver- 
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