steigerte, die Folge dieser österreichischen Politik nicht
ein.
s Fürst Bülow hat freilich damals die rückhaltlose Ber-
tretung österreichischer Interessen zum obersten Grundsatz
seiner Orientpolitik gemacht. In mehreren an den Kaiser
gerichteten Denkschriften hat er diese seine Stellungnahme
begründet. Sie gipfelke in dem Satze, den Erich Branden-
burg aus einer dieser Denkschriften zitierk: 1 „Wenn es
erlaubt ist, unsere Halkung gegenüber der gegenwärtigen
Phase der Orientpolitik in eine Formel zu kleiden, s#
würde sie lauten: Für unsere Haltung in allen Balkan-
fragen sind in erster Linie die Bedürfnisse, Inkeressen und
Wönsche Osterreich-Ungarns maßgebend.“ Der Beweg-
grund für die Aufstellung dieses Grundsatzes war aber
nicht die Absicht einer deulschen VMachkerweikerung, son-
dern im Gegenteil die Furcht vor vollkommener Isolie=
rung, die Besorgnis vor dem Verlust des letzten Bundes-
genossen, den wir noch in Europa hakten. Der Reichskanz-
ler wird in den Archiven des Auswärtigen Amtes jenen
berühmften Brief gefunden haben, den Bismarck im
Jahre 1887 an Lord Salisbury gerichkek hak, und dar-
in die Stelle: „Die Existenz Österreichs als einer
starken und unabhängigen Großmachk ist für
Deukschland eine Notwendigkeik, an der die
persönlichen Sympakhien des Herrschers nichts zu ändern
vermögen. Osterreich ebenso wie Deutschland und das
heutige England gehörk zu der Zahl der zufriedenen,
sakurierken, um mit dem verstorbenen Fürsten Ieekternich
1) A. a. O. S. 267. Berichte des Fürsten Bülow an Kaiser Wil-
helm II. vom 17. und 23. Juli rgo8.
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