Full text: Ich suche die Wahrheit!

geben. Aber auch wenn man annimmt, daß der öster- 
reichische Skaaksmann den rufsischen betrogen, und daß 
er keine Selbstbehaupkungspolitik, sondern eine Prestige- 
polikik betrieben habe, als er endlich in den beiden Pro- 
vinzen das dreißigjährige Provisorium in ein ODefiniti- 
vum verwandelte, — Deutschland kann niemand eine im 
Sinne des Vertrags von Versailles dolose Schuld an 
den Kriegsgefahren, die durch die österreichisch-russischen 
Inkeressengegensätze damals enkstanden, zur Last legen, 
ohne sich nicht nur an der geschichklichen Wahrheik, son- 
dern auch an den Gesetzen der einfachsten Logik zu ver- 
sündigen. 
Unter dem Druck der Aufgabe, den RNachweis zu füh- 
ren, daß Deutschland für alle Kriegsgefahren, die En- 
ropa seit 1871 bedroht haben, verankworklich sei, machen 
sich denn auch die Verfasser des Senaksberichtes solcher 
Verfündigung in einem an das Grotkeske streifenden 
Ilaße schuldig. Sie konstruieren nämlich den folgenden 
  
1) Ahrenchal behauptete, daß Jswoleki die Annexion geradezu an- 
geboten habe, wenn Osterreich in der Meerengenfrage entgegenkomme. 
Iswolski dagegen, daß die Annexion in Buchlau nur akademisch er- 
örtert und kein Termin für sie festgesetzt worden sei, Ahrenthal also die 
Verabredung gebrochen habe. S. Erich Brandenburg a. a. O. S. 40 
Die Anklageschrift behauptek, daß Iswolski die Zustimmung der Signa= 
karmächte des Verkrags von Versailles zu den in Buchlau getroffenen 
Vereinborungen ausdrücklich zur Bedingung ihrer Güleigkeie# gemache 
habe. Das ist wenig wahrscheinlich, obwohl es Iswolski behauptek, da er 
gegen die am 5. Oklober erfolgte Annexion so lange nichts einwendete, 
als er noch auf die Zustimmung Englands und Frankreichs zur rufsischen 
Lösung der Meerengenfrage hoffte. Siehe hierzu auch die Berichte der 
serbischen Gesandten in London und Paris vom 5. und 13. Oktober 1908, 
Boghieschewiesch, Kriegsursachen, S. 151 und 157. 
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