Daß auch das Ziel der Wiedervereinigung von Elsaß=
Lokhringen mit Frankreich, das kein französischer Staaks-
mann seik dem Frankfurker Frieden jemals aus den
Augen verloren hatk, nur durch einen Krieg zu erreichen
war, wußte man in Frankreich ganz genau. Und das ruf-
silch-französische Bündnis ist zu keinem anderen Zweck ge-
schlossen worden als zur Erreichung dieses Zieles.
Ich habe ja in den vorigen Kapikeln schon nachgewie-
sen, daß alle Annäherungsversuche Deutschlands ledig-
lich deshalb scheiterken, weil es keinen französischen Staaks-
mann gab, der auf dieses Ziel verzichken wollke. Auch
Caillaux wollte es nicht, aber er war vielleicht der einzige
Ministerpräsident, der nicht entschlossen war, unker allen
Umständen in einem zwischen Deutschland und Rußland
entstandenen Konflikt an Rußlands Seite einzugreifen.
Herr Poincaré hak vom ersten Tage seiner Minister-
präsidenkschaft ab diesen festen Enkschluß gehabk und ist
deshalb von Iswolski als sein Bundesgenosse bekrach-
kek worden. Der russische Bokschafter stimmt sofork nach
dem am 14. Jannar 1912 erfolgken Amtsankrikl des
Lokhringers, der ihn am Tage nach seiner Ernennung
zum Ministerpräsidenken besucht und versprochen hakke,
die Außenpolitik Frankreichs in vollstem Einvernehmen
mit Rußland zu führen, 1 einen Lobeshymmnus auf ihn an?
und weiß ihn schon fünf JMonake nach der Bildung des
„großen Meinisteriums“ zu einem Schrikt zu bewegen,
1) Der diplomatische Schriftwechsel Iswolskis 1911—1914. Im
Auftrage des Auswärtigen Amtes in deutscher Übersetzung herausge-
geben von Friedrich Stieve (in folgendem „Iswolsk!“ zitiert), Bd. II,
GS. 35, Nr. 186.
2) Iswolaki Bd. 1I, Nr. 187 vom 16. Januar 1912.
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