Full text: Ich suche die Wahrheit!

teilung zu machen, denn wir erfahren aus einem Tele- 
gramm Sasonows vom 6. April 1912, daß Poincaré die 
ihm von Iswolski gemachte Mitteilung über den serbisch- 
bulgarischen Geheimvertrag durch ein Chiffretelegramm 
Herrn Louis zur Information nach Petersburg weiter- 
gegeben hak.1 Herr Poincaré wußke also schon vier- 
zehn Tage nach ihrem Abschluß, daß die Verkräge, 
durch die der Balkanbund begründek wurde, nicht nur 
mit Rußlands Wissen, sondern mit Rußlands Willen 
abgeschlossen waren. Wenn er in seinem Buche trotzdem 
das Gegenkeil behaupkek, wenn er den Glauben erwecken 
will, daß Rußland selbst durch Bulgarien und Serbien 
vor eine vollendete Taksache gestellt worden sei, so sagk er 
eine bewußke Unwahrheik, um die Schuldlüge aufrechk- 
erhalken zu können, und lieferk denen, die die Wahrheit 
suchen, damit wider Willen ein sehr werkvolles Beweis- 
makerial zu deren Enkkräflung. Es ist dabei ganz beson- 
ders belastend, daß der französische MMinister des Außeren, 
der aus seinen eigenen Akten und seiner Erinnerung wis- 
senmußte, daß der serbisch-bulgarische Verkrag unker dem 
Prokekkorak Rußlands zustande gekommen war, sich zum 
Beweise des Gegenkeils auf das im Jahre 1915 er- 
schienene Buch Geschows, des bulgarischen Ministerpräsi- 
1) Iswolski Bd. II, S. 9, Nr. 248. Es ist bezeichnend für die große 
Angst Rußlands vor dem Bekanntwwerden dieses so ernste Gefahren in 
sich bergenden Verkrages, daß Sasonow in diesem Telegramm seiner 
Enérüstung über die Weicermeldung dieser nur für ihn perfönlich be- 
stimmten Mitteilung Luft macht. „Belieben Sie,“ so drahtet er an Is- 
woleki, „die Aufmerksamkeit Poincarés darauf zu richten, daß ein der- 
artiges Verhalken zu einem erstgradigen inkernationalen Geheimnis ernste 
Befürchtungen für die Möglichkeit der ferneren Bewahcrung dieses Ge- 
heimnisses erweckt.“ 
  
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