hätte, sondern deshalb, weil die Rücksicht auf Osterreich
es damals noch verbot, alle Schleier von der Entwicklung
der Ereignisse zu ziehen. Längst bevor die ablehnende Ank-
wort San Giulianos in Wien eintraf, war man dork dar-
über unterrichtet, daß Deutschland für ein bewaffnetes
Einschreiten Osterreichs gegen Serbien nichk zu haben
sein würde.]
So ging die Kriegsgefahr noch einmal vorüber. Es
war nur eine Akempaufe! Denn der serbische Gefahren=
herd glühre weiter, und sein Feuer wurde durch den ruf-
silchen Gesandten am Belgrader Hof, Herrn v. Harkwig,
einen Gesinnungsgenossen Iswolekis, geschürk. Die bei-
den großen, den Frieden Europas bedrohenden Gefahren,
das Streben Rußlands nach den Meerengen und der
feste Wille Frankreichs, Elsaß-Lokhringen zurückzugewin-
nen, sobald das serbische Feuer durch die darübergestreuke
Asche zum Himmel auflodern würde, blieben bestehen.
Im Anfang des Jahres 1914 nimmk der Kriegswille
Rußlands ganz konkreke Formen an. Es sind drei Akken-
stücke, die uns darüber aufklären: Ein Bericht Sasonows
an den Zaren vom 8. Dezember 1973, das Prokokoll über
1) Schon einen Mona#t vor der Anfrage in Rom vom g. August,
oon der Glolicei berichtet, am 3. Juli 1913, war unter ausföhrlicher
Darlegung der Lebensgefahr, mit der die großserbische Bewegung Oster-
reich bedrohte, dieselbe Anfrage nach Berlin gerichtet worden. Vom
Staakssekretär Zimmermann unterrichtek, erklärte sich der von Berlin
abwesende Kaiser damit einverstonden, daß auf Wien beruhigend emge-
wirke und verlange werde, daß Osterreich nichts unkernehme, ohne die
deutsche Regierung vorher gehörk zu haben. Siehe den Berichte des Gra-
feen Montgelas an den ersten Untersuchungeausschuß der parlamentari-
schen Untersuchungskommission. „Deutsche Allg. Zig.“ vom #2. März
1920, Nr. 123.
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