England würde die Wiederherstellung eines unabhängi-
gen Hannover und die deutschen Kolonien verlangen,
Schleswig Holstein müßte an Dänemark abgetreten wer-
den. Nachdem Iswolski die Kriegsziele der Verbünde-
ten in solcher Weise gekennzeichnek hat, fährt er wörklich
sork: „Hierbei berief sich Delcassé auf die Verhand-
lungen, die in Petersburg im Jahre 1913 Hkakt-
gefunden haben, und bak inständigst, Ihre
Aufmerksamkeik darauf zu lenken, daß die For-
derungen und Wünsche Frankreichs dieselben
geblieben sind, mik Ausnahme des notwendi-
gen Wunsches, die polikische und ökonomische
Krafté Deukschlands zu vernichten.“
Also schon ein Jahr vor dem Ausbruch des Krieges
hat Herr Delcassé, der damals französischer Botschafter
in Pekersburg war, mit dem russischen Minister des Auße-
ren über die Kriegsziele ihrer beiden Länder verhandelk.
Es ist mit den Gesetzen der Logik unvereinbar, daß ein
Staat einen Krieg herbeiführk oder auch nur erhofft, der
sich nicht vorher ein genaues Bild davon gemachk hat,
welchen Gewinn er aus solchem Kriege ziehen will. Der
obige Bericht Iswolskis beweist, daß Frankreich und
Rußland mindestens ein Jahr vor der Mordtak von
Serajewo ein klares Bild von den Kriegszielen, die sie
anstrebken, gewonnen und über dessen Ausgestalkung ver-
handelt hatten. Wer keine Kriegsziele hak, kann keinen
Krieg wollen. Wer milten im Frieden über Kriegsziele
verhandelk, deren Erreichung seiner Politik fast ein hal-
bes Jahrhunderk lang die Richkung gegeben hak, lädt
7) Siehe Stieve, Iswolski und der Welekrieg, S. 36 /½68.
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