Es gibt, glaube ich, keinen denkenden Menschen auf
der Welt, der heute, nach der Veröffentlichung der Pa-
piere Iswolskis, noch glaubt, daß Frankreich neutral ge-
blieben wäre, wenn Deutschland ihm den Krieg nicht er-
klärt hätte. Die Antwort, die Herr Viviani auf die Frage,
ob Frankreich neutral bleiben würde, gab, mußte nach
allem, was wir wußten, für gleichbedeutend mit einem
kategorischen „Nein“ gehalten werden. Da der Schlief-
sensche Plan, der im Falle eines uns aufgezwungenen
Zweifronkenkrieges unker allen Umständen durchgeführt
werden mußte, den milikärischen Angriff auf Frank-
reich vorsah, konnke Deutschland nichk mit Gewehr bei
Fuß an der französischen Grenze stehen bleiben, bis Frank-
reich ihm den Krieg erklärke. Solches Abwarken wäre
gleichbedeukend mit dem Verzichk auf den Sieg gewesen.
Die Kriegserklärung an Frankreich war also die
zwangsläufige Folge der Kriegserklärung gegen Ruß-
land. Die Welk war in Brand gesteck.
Und nun will ich, obgleich der Einmarsch in Belgien
eigentlich mil der Verankworklichkeit für den Ausbruch
des Weltkrieges nichks zu kun hat, weil er nichk eine der
Ursachen, sondern eine Folge des Kriegsausbruchs
war, zum Schluß noch einige Worke über die Verletzung
der belgischen Neukralikät sagen, weil der Einmarsch
in Belgien von unseren Feinden dazu benutzk worden
ist, die Fluk der von ihnen gegen Deutschland enffesselten
Weltentrüstung durch den Vorwurf des Völkerrechts-
bruchs zu noch gewaltigerer Höhe anschwellen zu lassen.
Nach den Erklärungen, die Herr v. Bekhmann Holl-
weg am 4. August im Reichskag und vorher dem engli-
schen Botkschafter abgegeben hat, ist es überflüssig, den
Kronprinz Wilbelm, Ich suche d. W. 25
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