Full text: Ich suche die Wahrheit!

die deutsche Hegemonie in Europa endgültig befestigen 
sollte. 
Denn Fürst Bismarck hat sich bekanntlich lange gewei— 
gert, die Konferenz in Berlin stattfinden zu lassen, die zur 
Bermeidung des Krieges notwendig geworden war, der 
nach dem Frieden von San Stefano zwischen England 
und Rußland auszubrechen drohte. Hätten ihn hegemo- 
nische Gelüste geleitet, so würde er, wie Napoleon II. 
nach dem Krimkriege, die Hauptstadt des eigenen Landes 
als Ort der Verhandlung selbst vorgeschlagen haben, um 
als Schiedsrichker Europas in die Erscheinung zu kreken. 
Schon im August 1876 hakte Bismarck die Aufforde- 
rung Gortschakows, einen Kongreß zur Lösung der auf 
dem Balkan durch die Erhebung der flawischen Bölker 
an der Adria entstandenen Konflikke einzuberufen, abge- 
lehnk. Er hak diese Ablehnung auedrücklich damit be- 
gründet, daß er nichk geneigk sei, die Führung in den 
europäischen Angelegenheiten zu übernehmen. 
In der Instruktion, die er an den Staatssekrekär v. Bü- 
low aus Varzin am 14. August sandre, schreibt er:1 „Das 
Dreikaiserbündnis ist bisher die Bürgschaft des Friedens; 
wird es gelockerk und durch die Wahlverwandtschaft 
Osterreich-England resp. Rußland-Frankreich gelöst, so“ 
drängt die Unwerkräglichkeit der österreichisch-englisch- 
russischen Inkeressen im Orienk auf den Krieg hin.. 
An Deutschland würde Tag für Tag der Anspruch her- 
ankreten, zwischen den beiden feindlichen Gruppen des 
Kongresses das Schiedsrichkeramk zu übernehmen, das 
Undankbarste, was uns zufallen kann. Und da wir nicht 
  
1) Akeen Bd. II, S. 31/34, Nr. 228. 
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