Die Verfasser des Berichtes der Senatskommission
haben ganzrechtk, wenn sie sagen, daß Bismarck von Frank-
reich das „Sichabsinden“ mik der Vergangenheit ver-
langke. Sie haben aber unrechk, wenn sie ihm das zum
Vorwurf machen. Denn es ist doch klar, daß ein Volk
und daß Regierungen, deren ganze Außenpolitik von einer
einzigen Sehnsucht beherrscht wird, nakurnokwendig jede
Gelegenheit ergreifen müssen, die sich ihnen zur Erfüllung
dieser Sehnsuchtk biekek. Und deshalb war dieses „Sich-
absinden“ mit der Vergangenheit für jeden Staaksmann,
der die schwer errungene Machtstellung seines Landes
nicht gewalkfam ankasten lassen wollke, eine durchaus be-
rechtigke Forderung, und nichk der, der sie erhob, son-
dern der, der sie für unerfüllbar erklärke, bedrohte den
europäischen Frieden.
Gerade weil alle Versuche, durch Unkerstützung fran-
zösischer Expansionsgelüste während des Jahrzehnks von
1875 bis 1888 Frankreich zu versöhnen, nichk zu diesem
Ziel geführk hakten, ohne dessen Erreichung der Frieden
Europas nichtk gesicherk werden konnte, mußke Bismarcks
Politik darauf gerichkek sein, durch Bündnisse zu verhin-
dern, daß Frankreich Bundesgenossen zur Befriedigung
seiner friedenstörenden Wüncsche fand.
Dieser Grundgedanke beherrschk in der Tak die Poli-
tik des großen Meisters im Schachspiel der Diplomakie
während der letzten Jahre seines Wirkens. Der Ab-
schluß des Dreikaiserbündnisses, seine Erneuerung, der
Dreibund und die im Jahre 1888 versuchte Annäherung
an die englische Politik, die nach den Verfassern des
Senaksberichkes keinen anderen Zweck harke, als durch
die Isolierung Frankreichs die deutsche Herrschaft auch
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