14 3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
auch Menschen in verschiedenen Körperstellungen. Ebenso ist die Keramil
eine andere als die der Bronzezeit, außerordentlich reichhaltig in den Formen,
unter denen namentlich die birnförmige Vase oft in sehr großen Ver-
hältnissen erscheint, und mit schönen Mustern teils in vertieftemn Eindrücken,
teils in bunten Farben rot, weiß und schwarz bemalt. Zum erstenmal er-
scheinen jetzt auch Pferdegeschirre und Wagenreste in den Grabhügeln.
Betrachtet man dieses auf drei Abschnitte der Hallstattperiode sich ver-
teilende Material, das mit dem einfachen, zierlichen Inventar der Bronzezeit
in auffallendem Gegensatz steht, so erscheint es innerlich unmöglich, daß beide
Kulturarten einem und demselben Volk bei uns angehört haben. Nach Art wie
Form der Typen ist man gezwungen an einen Bevölkerungswechsel zu denken.
Da zugleich in den Gräbern der reinen Hallstattzeit eine sehr kriegerische Aus-
stattung mit vielen Schwertern, Dolchen, Lanzen, Beilen, Streitwagen und
Pferdeausrüstung auftritt und die Hügel mit dem früheren Bronzeinventar
jetzt auch ganz verschwinden, wird man wohl an eine kriegerische Invasion
eines fremden Volkes und an eine Unterwerfung der bisherigen bronzezeitlichen
Bevölkerung zu denken haben. Die ganze neue Kulturwelt erscheint im klassischen
Sinne als eine barbarische und da ihr Zusammenhang nach Osten weist, hat
man an eine von thrakischeillyrischen Stämmen ausgehende
Wanderung nach Westen gedacht, die zur Überflutung des westlichen
Mitteleuropas führte. Wie in den österreichischen Alpenländern hat sich auch
bei uns, wenn auch nicht annähernd so reich und prunkvoll wie dort, der
Hallstattkulturkreis nördlich und südlich der Donau durch alle Phasen hindurch,
bisher aber nur in Gräbern, nachweisen lassen. Wohnstätten der reinen Hall-
stattzeit sind bei uns noch nicht gefunden. Nur in Karlstein wurden aus der
ersten Phase einige wenige Wohnstätten mit einem kleinen Begräbnisplatz auf-
gefunden, wobei jedoch noch keine Spur des Eisens zutage kam und deren
lberreste offenbar noch demselben bronzezeitlichen Stamme angehören, der
dort seine Spuren aus der älteren Zeit zurückgelassen hat. Man kann daher
die häusliche Kultur der Hallstattleute bisher nicht so erkennen wie die der
Stein= und Bronzezeit, eine besondere Industrie, eine Erweiterung des Kultur-
lebens läßt sich nicht aus den Funden entnehmen. Daß auch jetzt der Handels-
verkehr nicht stillgestanden, ergibt sich aus dem Vorkommen von Gold= und
Bernsteinschmuck und von Glasperlen wie bisher, wogegen auch jetzt noch
Silber ganz fehlt. Die Gefäße werden noch nicht auf der Drehscheibe, sondern
aus freier Hand geformt. Der Grabritus wie die Form der Gräber scheinen
keine Anderung erlitten zu haben. Von der Religionsanschauung und Außerung
dieser Zeit wissen wir so weng wie von denen der früheren Perioden.
Die als kriegerisches Herrenvolk auftretende Hallstattbevölkerung scheint
nach nicht sehr langer Zeit degeneriert zu sein. Im jüngsten Abschnitt, etwa
dem 6. Jahrhundert v. Chr., werden die Grabhügel bei uns arm an Waffen
und Schnmuck, dagegen häufen sich die keramischen Beigaben, jedoch meist in