Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

16 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte. 
Hölfte der Periode ist bei uns in Hügelgräbern, häufig auch in Nachbestattungen, 
in solchen der Hallstattzeit, seltener in Flachgräbern vertreten. Denn es ist ein 
durch die spätere Vorgeschichte gehender allgemeiner Zug, daß man die schon vor- 
handenen Begräbnisplätze immer wieder benutzte, so daß sich in Grabhügel- 
feldern der Bronzezeit Gräber der Hallstatt= und La Tenezeit, unter Flachgräbern 
der späteren germanischen Zeit solche der La Tenezeit finden. Die in den älteren 
Gräbern mehr nördlich als südlich der Donau vorkommenden Funde unterscheiden 
sich vollständig von den Erzeugnissen der Hallstattzeit und haben mit diesen 
keine Verwandtschaft. Sie bestehen in Eisenmessern mit geschweiften einschneidigen 
Klingen mit Holz= und Beingriff, Tierkopffibeln, Fibeln mit Menschenmasken, 
Gürtelschließen mit Tierköpfen, Kurzschwertern in Bronzescheiden, Metall- 
gefäßen griechischen Imports (Massilia), geperlten Armreifen von Bronze mit 
petschaftförmigen Enden, Halsringen von Bronze und Eisen, Fibeln mit breitem 
Bügel und zurückgeschlagenem Fuß, winkelförmig gebogenen Arm= und Fuß- 
ringen aus rundem Bronzestab, Gehängen von Glas= und Bernsteinperlen u. a. 
Im allgemeinen ist aber, soweit sich dies jetzt schon erkennen läßt, die Verbreitung 
des La Tenestils in dieser älteren Hälfte bei uns in Bayern nicht so durchgreifend, 
daß man an eine Einwanderung einer zahlreichen Volksmenge denken könnte, und 
jedenfalls sind die Überreste viel weniger reichhaltig und kostbar wie in den 
Gallien näher liegenden Rheinlanden. Wohnstätten aus dieser Zeit sind beie 
uns bis jetzt nicht aufgedeckt worden. 
Diese Verhältnisse ändern sich jedoch vollkommen in der zweiten Hälfte 
der La Teneperiode und deren beiden letzten Abschnitten vom 3. Jahrhundert 
n. Chr. abwärts. Südlich der Donau tritt jetzt von der Ost= bis zur 
Westgrenze Bayerns eine Anzahl von Begräbnisplätzen mit tiefeingeschnittenen 
Reihengräbern auf, in denen ein kriegerisches Volk in einer bisher unbe- 
kannten Waffenrüstung und Frauen in vielfach neuen Schmucktypen ruhen. 
Die nahezu gleiche Ausstattung der Männer mit zweischneidigen Kurz- 
und Langschwertern mit dünnen, flachen Klingen in Eisenscheiden, Lanzen 
mit breitem und langem Blatt und einem Eisenfuß des langen Schafts, 
großen ovalen Holzschilden mit breit geflügeltem Eisenbuckel in der Mitte, 
großen Eisenfibeln und eisernen Armreifen, schweren Gürtelketten von Eisen 
oder Ledergurten mit Eisenschließen; die mehr verschiedene der Frauen mit 
Bronze= und Eisenfibeln, großen Hohlbuckelarmreifen mit Scharnierverschluß, 
geschlossenen Armreifen aus Lignit und weißem und blauem Glas mit gelber 
Schmelzeinlage, Halsgehängen von kleinen kobaltblauen Glas= und von Bern- 
steinperlen, Gürtelketten von Bronze und von Eisen mit Tierkopfhaken, Email- 
perlen u. a. deutet unzweifelhaft das Auftreten eines neuen Volksstammes 
an. Dazu kommen Tongefäße von ganz anderen Formen, ohne die bisherige 
Verzierungsweise mit geometrischen Figuren, auf der Drehscheibe geformt und 
hart und klingend gebrannt. Das gleiche Grabinventar findet sich auch in 
den übrigen Ländern, wo keltische Stämme saßen, so im Westen in Baden und
	        
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