22 4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
aus Gold und Silber Zeugnis ab von dem einstigen Luxus im Römerreich.
Gewöhnlicher Schmuck aus Bronze kam überall massenhaft zum Vorschein.
Ganz spärlich dagegen sind die Waffenfunde aus dem Innern des Landes,
abgesehen von den Grenzkastellen, von denen namentlich Eining (Abusina,
am Beginn des Limes an der Donau) einen Reichtum an Waffen aller Art
geliefert hat. In den Hausfunden gehören sie zu den größten Seltenheiten,
mit Ausnahme der kleineren Jagdwaffen; in den Gräbern verschwinden sie ganz.
Ersteres beweist den geordneten und langen Friedenszustand des Reiches, in
dem nur der Berufssoldat Waffen trug; letzteres die geänderte Anschauung
gegenüber der vorrömischen Zeit.
Weit verbreitet sind im ganzen südlichen Bayern die Münzfunde. Man
darf die wieder ans Tageslicht gezogenen römischen Münzen sicher auf Hundert-
tausende schätzen. Natürlich hat sich davon nur der kleinere Teil in den
öffentlichen Sammlungen erhalten, der größere ist in Privatsammlungen und
im Antiquitätenhandel wieder verschollen, ohne daß selbst nur die Fundorte
bekannt wurden. Die erhaltenen Münzen reichen von Augustus bis an den
Schluß der Kaiserzeit. Münzen der Republik und des oströmischen Reiches
sind selten. Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft zirkulierten diese
Münzen noch als Geld in Bayern bis in die Tage der Karolinger. Größere,
einst vergrabene Schatzfunde beweisen die später zunehmende Unsicherheit in-
folge der Einfälle der Germanen. Nach den Geprägen dieser Funde läßt sich
vielfach die Zeit dieser Einfälle annähernd feststellen. Auf diese Weise tragen
auch sie zur Aufhellung der Lokalgeschichte bei.
Der Grabritus der römischen Zeit ist ein ganz anderer als der der vor-
römischen. Er wird nicht mehr von dem Gedanken eines Fortlebens in bis-
heriger Lebensweise bestimmt, so daß der Tote mit allem ausgestattet werden muß,
wessen er im Leben bedurfte, sondern der Totenkult ist nur eine höherer geistiger
Kultur entsprechende Erinnerungsfeier. Der Tote bekommt noch Liebesgaben
mit, aber nur als Angedenken seiner Angehörigen. Die Leiche wird in der
vorkonstantinischen Zeit verbrannt und die Asche in einem Gefäß beigesetzt,
später womöglich in einem Steinsarkophag, einer Steinkiste oder wenigstens
in einem Plattenbehältnis bestattet. Die antike Sitte, Denkmäler über dem
Grab zu errichten, hat uns eine stattliche Zahl von Inschriftsteinen, oft mit
figürlichen Darstellungen, erhalten, wenn diese auch nicht annähernd die Fülle
und Schönheit der rheinischen erreichen.
Wir sehen also das bürgerliche Leben namentlich in der Blüte der
Kaiserzeit bis zu Mark Aurel in hoher Kultur, auf der es sich noch bis in
die konstantinische Zeit trotz der schon beginnenden Zuckungen der sogenannten
Völkerwanderungsperiode im allgemeinen erhält. Aber allmählich kommt die
Gefahr näher; die harmonische, geordnete Lebensführung hört auf, man muß
sich auf plötzliches Verlassen einrichten; Neues wird jetzt kaum mehr entstanden
sein. Erst muß die Grenze verlegt, das nördlich der Donau liegende Land