Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

438 85. Der bayerische Sprachforscher Johann Andreas Schmeller in Tölz. 
und dies eine dunderschlachtige“, versetzt der Bauer. Und Schmeller geht 
weiter: „Nun, da wird dir deine Bäurin schon was verzähl'n und du weißt 
gewiß auch allerhand vom Vater und Ahnl her?"“ — „Was nit gar vom 
Urahnl und Guckahnl?"“ meint der Nachbar. — „Dunderschlachtig“, „Guckahnl“ 
waren Ausdrücke, die sich der Professor notierte. 
„Das ist mir nmeu,“ schwatzt der Gilgenrainer drein, „daß ein Stadtherr 
von unsereinem etwas lernen und aufschreiben will.“ — „Warum denn nit,“ 
entgegnet Schmeller. „Ein Landler ist eine andere Musik als die in der Stadt 
und so ist's auch mit enkerer Sprachweis.“ „Ehr' g'nug,“ meint der Brand- 
hofer, „daß sich der Herr mit uns gemein macht, er braucht darum, mein 
Eichel, doch keine Lederhos und keine Kniestrümpf anzuziehen.“ „Wie nennt ihr 
Hosen in eurer Sprach?'“ „G'saß," ruft der Heiß, der dem Professor über 
die Ueksen (Achsel) schaut. „Na,“ wirft der Trischberger ein, „wir heißen's 
Braxen.“ Sofort notierte sich Schmeller, daß im Isarwinkel noch die Beteuerung. 
„Mein Eichel“ und das keltische Wort „Braxen“ daheim sei, und zwar seit 
wenigstens 2000 Jahren, wovon einst Gallia braccata, das Hosengallien, hieß. 
„Seid's Mannet oder Bueben,“ fährt der Sprachmeister fort, „jeder 
Loder kann a Maß auf meine Rechnung trinken; so jung kommen wir nimmer 
zusammen.“ „Wir sind net so anhabig,“ äußert der Lambert, halb beleidigt, 
„ich bin von keiner Fretten daheim und nit auf der Bettelumkehr. J trau' 
mir mein Renken Brot schon zu verdienen, kann mir auch mein Bier selber 
zahlen und braucht mir niemand z'beiten und a nix z'schenka.“ — „Du därfst 
di nit so progeln, der Herr hat's nit bös g'meint“, läßt sich der Freundelein 
aus der Fischbacher Gemain hören, der jeden mit diesem Worte begrüßte und 
davon selber den Namen erhielt. 
So hat der gute Schmeller bei uns im Isarwinkel manches erfragt. 
Einmal wäre es ihm aber beinahe schlecht ergangen. Die Bauersleute und 
vereinzelt ein Bürger saßen gemächlich um den Akademiker bankweise herum 
und nicht bloß dem Professor ging bei den Fragen und Antworten über 
manches ein Licht auf: da läßt sich vom Nebentische eine Stimme vernehmen 
und so ein Flößler wirft grimmige Augen herüber. „Dies G'schmatz wird 
mir schon bald zuwider," schrie der Rammelmair inzwischen, der ein strittiger 
Mensch war, und schlug mit der Faust auf den Tisch, „da mögst ja gleich 
damisch werden. Der Herr hat nix Gut's im Sinn, daß er uns so angel 
ausfragt. J trau denen falschen Schreibern nit. J bin g'rad ein talketer 
Bauer, aber das merk' i schon, es geht wieder auf eine neue Steuer außi. 
Saxenti! Da schlag' i gleich gar drein.“ Dabei griff er nach dem Maßkrug, 
als wollte er dreinwerfen. Der Professor ist ganz erstaunt. So gilt der 
altdeutsche Schwur beim Kriegsgott Saxnote auch bei uns noch und der 
Ausdruck gibt ihm nicht wenig zu denken. 
Der Griesmann fällt jenem lärmend in den Arm. „Sei kein so Hiempel 
und Gischpel! Därf enk nit verschmachen, Herr Professor, er hat wolta resch
	        
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