442 87. Goldbergwerke und Goldwäschereien in Bayern.
daher viel seltener und höher im Werte und an manchen Stellen unseres
Vaterlandes konnte ein lohnender Bergbau auf Gold betrieben werden. So
nennt der gelehrte Humanist Agricola Goldbergwerke im Fürstentum Waldeck,
in Thüringen, im Erzgebirge und im Riesengebirge. Im Thüringer Walde
bestanden nicht weniger als hundert Gruben, die bis in die Zeiten der Hussiten-
kriege an tausend Menschen beschäftigten, und auch im Bereiche des heutigen
Königreichs Bayern fehlte es nicht an Goldlagerstätten.
Große Berühmtheit genossen die goldhaltigen Quarzgänge der Grauwacken-
schichten um Goldkronach im Fichtelgebirge. Ihr Abbau ist sehr alt und
manches Sprichwort erinnert noch an die jetzt verschütteten Schätze. „Mancher
wirft einen Stein nach der Kuh,“ so heißt es im Volksmunde, „und der Stein
ist mehr wert als die Kuh.“ Auch von den goldsuchenden Walen und deren
geheimnisvollen Büchern mit den Angaben der Fundorte und der Methoden
zur Gewinnung wußte man dort in früheren Zeiten viel zu sagen. Vielleicht
verbergen sich unter dem Namen der Walen oder Venediger Erinnerungen an
frühere, bergbautreibende Bewohner des Landes — Wenden oder Kelten —
eine Meinung, die mehr und mehr Boden gewinnt.
Geschichtlich erweisbar ist der Goldbergbau im Fichtelgebirge bereits unter
den Burggrafen zu Nürnberg; unter Kaiser Karl IV. gelangte er zu größerer
Bedeutung. Die Ausbeute der Goldkronacher Werke dürfte damals eine ungemein
reiche gewesen sein; sie wird von einem älteren Schriftsteller auf wöchentlich
2400 rheinische Gulden Reinertrag angegeben. Goldkronachs Glanzzeit fällt
in die Jahre 1395—1430.
Diese Erfolge ermutigten auch anderweit im Fichtelgebirge nach dem
kostbaren Metalle zu schürfen und in der Tat begegnet man dort noch viel-
fachen Spuren alten Goldbergbaues, so bei Konradskreut, Steinbach und Ober-
steben, deren Goldseisen ins 14. Jahrhundert zurückgehen. Zwischen Münchberg
und Hof entstanden um Plösen, am Röthenbach und Goldgraben neue Anlagen
im 16. Jahrhundert, andere tauchten erst im 18. Jahrhundert auf, so jene
bei Ahornberg (1744), bei Unter-Pferd und Oberkotzau nächst Hof (1789).
Waren auch die Erträgnisse des älteren Bergbaues günstiger, so scheinen sie
doch großen Schwankungen unterworfen gewesen zu sein; Agricola schätzt die
wöchentliche Goldausbeute des ganzen Fichtelgebirges zu 1500 rheinischen
Gulden.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren die alten Halden bereits
drei= bis viermal umgewendet und die Kosten überstiegen den Gewinn. Der
Dreißigjährige Krieg dürfte die letzten Reste vertilgt haben.
Zweimal noch wurden ernste Versuche zur Wiederbelebung des alten
Goldkronacher Bergbaues unternommen, doch jedesmal ohne lohnenden Erfolg.
Als nämlich Ende des 18. Jahrhunderts die Markgrasfschaft Bayreuth mit
Preußen vereinigt wurde (1791), nahm der Staat den Betrieb der Fürsten-
zeche, Goldkronachs Hauptbergbau, unter Alexander v. Humboldts Leitung