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selten begegnet und dessen Liebeslieder an die schöne Elsbeth in der Manesse-
schen Handschrift stehen. Er war um 1200 Burgherr zu Schwangau, also zur
eigentlich klassischen Zeit des deutschen Minnegesanges. Reich bewegt ging.
sein Leben dahin; er verkehrte mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit
und auch Walter von der Vogelweide, der eben um jene Zeit durch die
bayerischen Alpen zog, hat aller Vermutung nach auf Hohenschwangau Einkehr
gehalten. Den Höhepunkt seiner Fahrten aber, seiner Taten und Leiden
bildete der Kreuzzug nach Syrien, wo er aus dem tiefsten aller Liederbronnen
schöpfte, aus dem Heimweh.
Bald wandelt sich für Schwangau das Bild; die sonnigen Töne ver-
schwinden und an ihre Stelle tritt die tiefste Tragödie, welche die deutsche
Geschichte jemals gesehen: es ist der Abschied Konradins.
Der unglückliche letzte Sprosse des Staufengeschlechts war am 25. März
1252 auf der Herzogburg zu Trausnitz bei Landshut geboren; sein Vater,
Kaiser Konrad IV., hatte ihn nicht mehr gesehen. Seine Mutter aber war
Elisabeth, die Tochter des bayerischen Herzogs Otto des Erlauchten, die mit
15 Jahren vermählt und mit 22 Jahren verwitwet war; dann lebte sie am
Hofe ihres Bruders Ludwig des Strengen und längere Zeit auf der Burg zu
Schwangau, bis sie nach fünfjährigem Witwenstande dem mächtigen Grafen
Meinhard von Tirol die Hand reichte. Der kleine Konradin war über diese
zweite Ehe so ungehalten, daß er es verweigerte sich zu erheben, wenn seine
Mutter in den Saal trat; er war das Königskind, sie aber hatte sich zur
Gräfin erniedrigt.
Oft genug freilich wich diese Härte, die bei dem leidenschaftlichen und
stolzen Sinne des Knaben keineswegs unglaublich scheint, weicheren Herzens-
tönen und dann sehen wir nur die schöne, junge Mutter, die das Verhängnis
ihres Hauses ahnend in der Seele trägt und bekümmert niederschaut auf den
blonden Sohn, der ahnungslos diesem Verhängnis entgegenreift.
Die alte Streitfrage, ob Konradin wirklich in Hohenschwangau von
seiner Mutter und von der Heimat Abschied nahm, bevor er nach Italien ins
Verderben zog, „erwächst beinahe zur urkundlichen Gewißheit“ durch einen
Stiftsbrief, den Elisabeth mit Bezug auf die Abreise ihres Sohnes den Nonnen
von Voldepp ausgestellt. Derselbe ist datiert von „Schloß Schwangau“, den
22. August 1267, und als Zeugen dienen die sämtlichen Edlen und Ritter, denen
wir nun auf dem ganzen Zuge als ständigen Begleitern Konradins begegnen.
Sie hatten sich offenbar auf der Burg Schwangau zur Heeresfolge versammelt:
hier war demnach der Ort ihres Auszugs und Abschieds.
Das Ende dieses Weges freilich ward mit Blut in die Tafeln der
Geschichte geschrieben, als der letzte Staufe auf dem Marktplatze zu Neapel
enthauptet ward.
Noch mancher Held aus den folgenden Kaisergeschlechtern hielt auf
Hohenschwangan Rast: Ludwig der Bayer, der am Plansee sein Jagdgebiet