Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

101. Der Schatz auf Hohenschwangan. 481 
hatte, wo noch heute der Kaiserbrunnen nach ihm genannt ist; Maximilian, 
der letzte Ritter und der kühnste Jäger seiner Zeit, der von hier bis Zirl 
und Innsbruck sein Weidwerk hegte. 
Unter Karl V. endlich kam die Feste an ein Augsburger Patrizier- 
geschlecht (v. Paumgarten) und der internationale Charakter dieses Kaisers, 
in dessen Reich die Sonne nicht unterging, mag schon daraus hervorgehen, 
daß die Bestätigungsbriefe über das einsame Bergschloß von Neapel und 
Madrid datieren. Damals soll auch Martin Luther als Flüchtlingsgast die 
Feste bewohnt haben, die nun bald mehr und mehr zerfiel. Die Boten des 
Erzherzogs Ferdinand, die sie besichtigen sollten, geben bereits eine klägliche 
Schilderung; dann kamen der Dreißigjährige, der Spanische und Osterreichische 
Krieg und zuletzt die Zeit Napoleons, — Hohenschwangau wäre auf Abbruch 
versteigert worden, wenn nicht Fürst Ottingen es gerettet hätte. So ward 
die Burg für den feinsinnigen König Max II. erhalten, der sie als Kronprinz 
(1832) gleichsam neu entdeckte und durch Künstlerhand zu dem gemacht hat, 
was sie heute bedeutet. 
101. Der Schatz auf Hohenschwangau. 
Von Friedrich Beck.#) 
Von Hohenschwangaus alter Burg 
Geht bei dem Volk die Sage, 
Daß ihres Berges hohler Grund 
Einen Schatz verborgen trage. 
Zuweilen nur erhebt er sich, 
Von Geisterhand gezogen; 
Dann steht auf Öchwangaus Höhen licht 
Ein farb'ger Regenbogen. 
Und ruht bei heitrer Luft die Burg 
Recht in des Glanzes Wonnen, 
Dann flüstert man sich heimlich zu: 
„Nun will der Schatz sich sonnen.“ 
Ja glaubt! Ich hab'’ es selbst erlebt, 
Der Schatz, der will sich sonnen, 
Und wer das Märlein euch erzählt, 
Hat Lügen nicht gesponnen. 
Nur denket nicht an rotes Gold, 
Ist Gold doch nicht das Bestel! 
Der Schatz, der ist das Felsenschloß, 
Die kühne Ritterfeste. 
1) „Stilleben, lyrische Dichtungen“, S. 
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Baoverns. 
  
Es schwebt um sie manch Heldenbild 
Der Welfen, Staufen, Schyren; 
Sie war es wert, daß Kunst und Lied 
Wetteifern sie zu zieren. 
Doch lange blieb sie ungeschmückt, 
Verstummt war Sang und Sage; 
Da kam ein edler deutscher Fürst 
Und hob den Schatz zutage. 
Und willst du schau'n, wie reich er prangt, 
Geschirmt vom Bergesschoße, 
So halt im Tale fröhlich Rast 
Beim Wirt zur Alpenrose. 
Da liegt vor dir so spiegelglatt 
Der grüne See gebreitet, 
Durch den der Silberschwäne Schar 
Am Ufer ruhig gleitet. 
Viel goldne Cichter spielen bunt 
Auf Blumen rings und Bäumen: 
Du blichst hinauf zur Königsburg, 
Die Fels und Wald umsäumen. 
83, München 1861, Fleischmann. 
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