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Hat sich schon bisher auch die Kirche an dieser Kulturarbeit beteiligt, die
bischöfliche Kirche von Regensburg mit den Mönchen von St. Emmeram in
der Gegend von Cham, die bischöfliche Kirche von Eichstätt zwischen Altmühl
und Pegnitz, die bischöfliche Kirche von Bamberg seit den Schenkungen Hein-
richs des Heiligen zwischen Pegnitz, Regnitz und Vils: so bekommt das Koloni-
sationswerk von geistlicher Seite her, während die Laienkräfte immer mehr auf
den italienischen Boden abgezogen werden, neue Impulse durch die Kloster-
gründungen der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts: Enedorf, Michelfeld,
Reichenbach, Speinshart, ganz besonders durch die Niederlassung der Zister-
zienser zu Waldsassen. Gerade die Ordensvorschrift fern von den Wohn-
stätten weltlicher Personen ihren Sitz aufzuschlagen ließ sie mit Vorliebe Sumpf-
und Waldgegenden für ihre Siedelungen wählen. Solche fanden sie vereinzelt in
Innerdeutschland, überreich aber waren an solchen die dünn bevölkerten slavischen
Lande. Waldsassen ist für den Nordgau dasselbe geworden, was das Zisterzienser-
kloster Marienzelle für Meißen, Dobrilugk für die Niederlausitz, Lehnin und Zinna
für die Mark Brandenburg, Doberan für Mecklenburg, Leubus für Schlesien ge-
wesen ist. Waldsassen bringt nicht bloß neues Leben in die innere Koloni-
sation, in den Ausbau des dem Deutschtum bereits gewonnenen Bodens, es
greift von Anfang an über die von der deutschen Kolonisation hier erreichte
Siedlungsgrenze hinaus und gewinnt ausgedehnte flavische Gebiete dauernd
für deutschen Anbau und deutsche Kultur: im nordöstlichen Winkel der heutigen
Oberpfalz das Mähringer Ländchen, zwischen Erzgebirge und Egertal drei um-
fangreiche Gebiete, das Schönbacher Ländchen, einen Distrikt um Chodau und
Ellenbogen, endlich einen noch größeren zwischen Erzgeb.rge, Kaaden und Saaz;
das hier von Waldsassener Mönchen angelegte Neudorf ist der erste deutsche
Dorfname in Böhmen. Hieran stößt das Arbeitsfeld des in einem Ausbau
des Erzgebirges gegründeten und noch heute bestehenden Waldsassener Tochter-
klosters Ossegg, das seine Besitzungen bis Leitmeritz erstreckte.
So hat Waldsassen mit seiner Ossegger Kolonie zwischen den Hängen
des Erzgebirges und dem Tal der Eger ein deutsches Siedlungs= und Sprach-
gebiet geschaffen.
11. Kloster Tegernsee.
Von Max Fastlinger.“
Um das Jahr 500 n. Chr. sind die Bajuwaren aus Böhmen in das
heutige Altbayern eingewandert. Sie ließen sich zuerst auf dem von Kelten
und Romanen angebauten, damals bereits verlassenen Boden nieder. Weite
Gaue des Landes aber, jetzt größtenteils Eigentum der bayerischen Herzoge und
Adeligen, lagen noch wüst und mit Urwald bedeckt da. Einmal seßhaft geworden
vermehrte sich die bayerische Bevölkerung sehr rasch. Zu ihrer Ernährung war
neues Ackerland nötig, das nun aus den Sümpfen und Urwäldern gewonnen
werden mußte.