48 lil. Kloster Tegernsee.
mit herrlichen Gemälden und bereicherte die Stiftsbibliothek mit 450 wertvollen
Handschriften. Ein wichtiges literarisches Ereignis bildete die Einrichtung einer
Buchdruckerei durch Abt Quirin II. (1568—1594). Eine Menge meist asketische,
aber auch geschichtliche Werke gingen aus dieser Druckerei hervor. Für den
wissenschaftlichen Geist, der im 17. und 18. Jahrhundert noch immer das Kloster
Tegernsee beherrschte, zeugen die Lehrer und Professoren, die, Tegernsee ent-
stammend, uns fast überall an den bayerischen Gymnasien und hohen Schulen
begegnen, während es selbst wiederum fremden Schülern und Gelehrten jeder-
zeit edle Gastfreundschaft gewährte und ihnen seine literarischen Schätze zur
Verfügung stellte, wie z. B. (1683) dem berühmten Geschichtschreiber Mabillon
oder (1717) dem gelehrten Bernhard Pez.
Man braucht nicht lange zu fragen, ob wohl ein für Wissenschaft so“
hochbegeistertes Kloster wie Tegernsee auch der Bildung des Volkes durch
Errichtung und Unterhalt von Volksschulen Rechnung getragen hat. In Holz-
kirchen treffen wir bereits 1433 einen Jörg Rautter als „Schulmeister“, 1494
einen solchen namens Pierochs, 1460 in Tegernsee selbst den „Schulmeister“
Wilhelm Schwalb; 1500 finden wir eine Schule in Egern, 1514 eine Schule
in Kreuth, 1520 eine solche in Gmund bezeugt. Holzkirchen, Egern, Kreuth,
Gmund waren Tegernseeische Kirchorte; das Kloster unterhielt dort nicht nur
die Schulhäuser und Lehrer, sondern kam auch noch größtenteils für den Be-
darf an Lehrmitteln auf.
Am 17. Oktober 1753 beging Tegernsee das tausendjährige Jubiläum
seiner Stiftung. Es sollte das letzte Jubiläum sein, das dort gefeiert wurde.
Der Geist der Aufklärung, der in Frankreich zur Revolution und zum Königs-
mord getrieben, hatte auch in Bayern seinen Einzug gehalten. Im Frühjahr
1803 teilte das Kloster Tegernsee mit den übrigen bayerischen Klöstern das
Schicksal der Aufhebung und ward mit all seinen Besitzungen zum Staats-
eigentum erklärt. Die Gebäude wurden teils abgetragen teils mit den übrigen
Habseligkeiten versteigert. Die Klosterbibliothek, welche damals 60000 Bände,
darunter allein 2500 Handschriften und Erstlingsdrucke zählte, wurde aufgelöst.
Wichtigere Bestandteile derselben kamen nach München und Landshut. Die
Mörche zerstreuten sich um in der Welt draußen teils als Lehrer teils als
Seelsorger einen Wirkungskreis zu finden. So ward der Stiftung Okkars
und Adalberts nach einer ruhmvollen Vergangenheit ein tragisches Ende
bereitet.
Nur St. Quirins Münster war der Zerstörung entronnen. Inmitten
eines weltlich-bunten Treibens, das sich heute an Tegernsees Ufern abspielt,
blieben seine Türme fast die einzigen hochragenden Zeugen einer tausendjährigen
Kultur, welche hier für einen weiten Gau unseres Vaterlandes ihren wirt-
schaftlichen und geistigen Mittelpunkt gefunden hatte und deren Geschichte aufs
engste verknüpft ist mit der Geschichte der bayerischen Klöster nicht bloß
sondern auch mit der Geschichte unseres ganzen altbayerischen Landes.