Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

50 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 
10. Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt, 
Manch Bischof, edel und mutbegabt. 
Der Marhkgraf teilte der Seinen Not 
Und sank mit ihnen im Heldentod. 
11. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn, 
Der erste auf Wittelsbachs Ehrenbahn. 
Er gab sein Leben dem Vaterland: 
Drum bleibe sein Name mit Preis genannt! 
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht (907). 
Von Hugo Arnold. ) 
Schlimme Tage sah Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts; denn 
sein Szepter führten die schwachen Hände eines 13 jährigen Knaben und im 
Osten und Westen an seinen Grenzen erhoben sich mächtige Feinde, deren 
Ansturm die Schöpfung des großen Karl mit schweren Gefahren bedrohte. 
Mit festen Bollwerken hatte dieser das Reich gegen Osten gesichert, ein 
Gürtel von Marken schirmte es: die böhmische Mark im bayerischen Nordgau, 
die Ostmark im Lande von der Enns bis zum Wienerwalde nebst Ober= und 
Unterpannonien bis zur Drau in dem Gebiete, welches den wilden Avaren in 
drei Kriegen abgenommen worden war, und Kärnten nebst seinen Neben- 
ländern. Die Avaren zwar waren seitdem verschwunden, aber statt ihrer 
waren in den ungarischen Tiefebenen die Magyaren oder Ungarn erschienen, 
ein Volk finnisch-uralischen Stammes, welches die Petschenegen aus ihren 
Siedelungen zwischen den Mündungen der Donau und des Dniepr verdrängt 
hatten. Sie suchten neue Wohnsitze im Westen. Das erstemal erschienen 
sie im Jahre 862 an den deutschen Grenzen, 894 fielen sie in die pannonische 
Mark ein und richteten große Verheerungen an. Sechs Jahre später erfolgte 
ihr erster Einbruch in Bayern, wobei sie einen Landstrich von zehn Meilen 
in der Länge und Breite mit Feuer und Schwert verwüsteten. Auf die Nachricht 
davon wurde der bayerische Heerbann aufgeboten, aber vor seinem Eintreffen 
war bereits das ungarische Hauptheer mit seiner Beute heimgekehrt und nur 
eine Seitenkolonne wurde auf dem linken Donauufer von den Bayern eingeholt 
und in einem glänzenden Kampfe vernichtet. Zum Schutze der Grenze erbauten 
dann die Sieger eine starke Feste, die Ennsburg, wozu sie die Bausteine aus 
den Trümmern der alten, in Ruinen liegenden Römerbefestigung Lauriacum 
(d. h. Lorch) herbeiholten. 
Luitpold hieß der glückliche Feldherr der Bayern. Er war mit den 
Karolingern nahe verwandt, wahrscheinlich durch Kaiser Arnulfs Mutter 
Liutswinde, und nahm unter den bayerischen Großen durch seine Macht die 
erste Stelle ein; denn er war Graf im Donaugau und hatte von Kaiser 
) Vgl. „Das Bayerland“, 3. Jahrgang, 1892, Nr. 5, S. 51 fl.
	        
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