56 15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
15. Die Gründung des Bistums Bamberg.
Von Wilhelm v. Giesebrecht.)
Mit seltener Beständigkeit hatte bisher das Glück den jungen König
Heinrich II. auf seinen gefahrvollen Pfaden begleitet. Über all seine inneren
und äußeren Feinde hatte er gesiegt und seine Stellung nach allen Seiten
befestigt. Ein bleibendes Denkmal dieser Siege ist das Bistum Bamberg,
dessen Errichtung nicht minder folgenreich gewesen ist als die Begründung
der wendischen Bistümer durch Otto den Großen. Denn nicht so sehr darin
liegt die Bedeutung dieser Stiftung, daß sie noch einmal einen tiefen Einschnitt
in die schon durch einen mehr als hundertjährigen Bestand geheiligte Diözesan-
einteilung Deutschlands machte; ihr wesentliches Interesse beruht vielmehr in
dem, was sie für die Verbreitung deutschen Lebens, deutscher Sitte
und Sprache nach dem Osten leistete.
Vor der Gründung des Bistums lagen die Gegenden am oberen Main
und der Regnitz zum größten Teil verödet. Die fränkischen Kolonisten und
nordalbingischen Sachsen, die einst dort angesiedelt waren, hatten die Stürme
des zehnten Jahrhunderts großenteils wieder verdrängt; nur eine dünne Be-
völkerung, meist slavischen Stammes, hatte sich in dem unsicheren und wenig
ergiebigen Lande erhalten. Die Fichtenwaldungen waren nur an wenigen
Stellen gelichtet, nur hier und da ragten kleine Burgen aus ihnen hervor, fast
sämtlich den Babenbergischen Grafen gehörig und teils zur Verteidigung der
Böhmengrenze teils zur Zwängung der sflavischen Bauern im Lande bestimmt.
Wie anders nachher! Das Bamberger Land erblühte zu einer dicht bevölkerten
Landschaft, in der die deutsche Art allmählich vollständig die Oberhand gewann.
Der ausdauernde Fleiß deutscher Bauern, welche die Kirche in das Land zog,
schuf es zu einem gesegneten Erntefelde um. Und nicht allein äußeres Wohl-
leben gedieh hier, auch geistige Früchte reisten. Bamberg wurde für den
Klerus alsbald eine der ersten Schulen, die Kunst und Wissenschaft nach allen
Richtungen förderte.
Indem ein kräftiger Stamm echtdeutschen Kernes hier angepflanzt wurde,
trieb er weithin seine Wurzeln und Aste und raubte dem andersartigen Ge-
sträuch, das bisher aufgeschossen war, die nährenden Säfte. Überall in den
Landesstrichen zwischen dem Main, der Altmühl und dem Böhmerwalde starben
die Reste slavischen Wesens dahin, so daß vollkräftiges deutsches Leben Platz
gewann. Damals wird zuerst Fürth, ein Menschenalter nach Bambergs
Gründung zuerst Nürnberg genannt. Nach und nach verschwanden auch
im Würzburger Lande die slavischen Kolonisten. Im Osten von Bamberg
drangen selbst über die Grenze, die der Kamm des Gebirges zieht, deutsche
Sprache und Sitte in Böhmen ein. Denn auch das Egerland wurde jetzt
von Deutschen angebaut. Und um ein Jahrhundert später zog ein Bam-
1) „Geschichte der deutschen Kaiserzeit“, II. Band, S. 52 ff. Braunschweig 1875.