Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

16. Der Bamberger Dom. 61 
alter kaum gekannt, erfüllte das ganze Abendland. Dieser entlegene Ort an 
den Grenzen der Slaven kam durch Heinrich ebenso schnell zu Bedeutung wie 
einst Magdeburg durch Otto den Großen. 
In allem, was Heinrich für Bamberg tat, stand ihm seine Gemahlin 
hilfreich zur Seite. Hier, wie in allen Dingen, waren sie beide ein Herz 
und eine Seele. Kaiserin Kunigunde hat verdient, daß ihr Name mit dem 
ihres Gatten unzertrennlich verbunden wurde, daß Bamberg ihrer mit gleicher 
Pietät wie Heinrichs gedenkt. In dem harmonischen Geläute, welches all- 
abendlich in den Straßen und Gärten Bambergs widertönt und fromme 
Seelen zum Gebete einladet, hallt beider Name und Andenken noch heute 
fort und wird zu den spätesten Nachkommen gelangen.:) 
16. Der Bamberger Dom. 
Von Hans Probst.“ 
Bevor der Steigerwald mit der Regnitz sich westlich ins Maintal wendet, 
teilt er sich durch gleichmäßige Taleinschnitte in schmale Ausläufer, die sich 
erst sanft zur halben Tiefe senken um dann steiler bis an das Regnitzufer 
abzufallen. Von unten aus scheinen diese Ausläufer eine Reihe selbständiger 
Vorhügel. Einer der mittleren trug schon in alter Zeit einen fürstlichen Hof. 
Einst der Sitz der tapferen Babenberger war er kaiserliches Krongut, bis 
ihn Otto II. seinem Vetter Heinrich dem Zänker als Geschenk überließ. 
Von da an weilte dieser Bayernherzog oft hier mit seinem Erstgebornen 
Heinrich, auf dessen Haupt dereinst die Krone der Ottonen übergehen sollte. 
Diesem war so der Ort teuer durch Erinnerungen der Kindheit. Oft mochten 
hier den jagdfrohen Jüngling die nahen Wälder locken. Von hier sah er 
hinab ins breite Regnitztal, das ihn mit dem Süden, mit seinem bayerischen 
Herzogtum verband, und ins Maintal, das ihm nach Norden wie nach Westen 
den Weg in die deutschen Lande öffnete. Hier, im Mittelpunkte seines kaiser- 
lichen Machtbereiches, fand er auch Ruhe und heitere Sammlung in dem 
freien Ausblick; war er doch ein Freund landschaftlicher Schönheit. Die 
Fluren Italiens zwar fesselten ihn niemals lange; dagegen versichert sein 
Chronist Thietmar, daß ihn unsere Gefilde, sobald er sie wieder sah, so heiter 
anlachten. Wie sollten ihn da nicht vor allem die fränkischen Bergzüge an- 
heimeln? Im Osten die lieblich geschwungenen Jurahöhen, nördlich die Aus- 
läufer des Thüringerwaldes und der Haßberge? Nicht kühn und gewaltig 
sind sie, sondern überall freundlich und ebenmäßig; sie umgrenzen das Gesichts- 
feld wohltuend, weder beengend noch ins Weite verschwimmend. 
Zum Erben dieses Lieblingsortes bestimmte der fromme, kinderlose Fürst 
frühe schon die Kirche und mit königlicher Freigebigkeit förderte er die 
1) Die beiden großen Domglocken sind Heinrich und Kunigunde getauft.
	        
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