74 § 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben.
einer schriftlichen Arbeit fälschlicherweise nicht selten gesucht wird.
S. hierzu u. a. Schreyer, Entwurf 2c.
Grüllich (Lehrplan 2c.): „Soll man in der Volksschule auf Dar-
stellung der Gedanken in einfachen Sätzen und Satzverbindungen halten,
so ist doch damit durchaus nicht einer kahlen Darstellung das Wort ge-
redet, vielmehr darf der malerische oder dichterische Schmuck der Sprache
bei den Kindern nicht fehlen.“ Auch nach dieser Seite hin hat der
Lehrer bei der vorbereitenden Besprechung von Aufsätzen die nötigen
Anregungen zu geben.
Auf Grund wiederholter, bis in die neueste Zeit reichender Mit-
teilungen ist anzunehmen, daß man die Schüler in der Absicht, eine
größere Anzahl von Fehlern zu verhüten, bisweilen „allzusehr am
Gängelbande führt“. Es wird um deswillen dringend angeraten,
„sicher geleitete Ubungen mit freieren abwechseln zu lassen“. Vergl.
hierzu Anmerkung 36.
Um den Schülern bei der Niederschrift eines Aufsatzes die Anlage
der vorausgegangenen mündlichen Darstellung in Erinnerung zu halten,
wird zuweilen eine Reihe von Stichwörtern festgestellt. Gegen den
steten Gebrauch dieses Mittels, insbesondere aber gegen die Häufung
der Stichwörter sind öfters gegründete Bedenken erhoben worden.
Verfasser nimmt hierbei von der Erscheinung, daß da und dort
selbst in höheren Klassen die schriftlichen Arbeiten eines großen Teiles
der Schüler beinahe Wort für Wort übereinstimmen, Anlaß, noch be-
sonders zu bemerken, daß die im Lehrplane gedachte „größere Selb-
ständigkeit der Darstellung“ erfahrungsmäßig, wenn nur die in Rede
stehenden Ubungen von Beginn des Unterrichts planvoll und sorg-
fältig geleitet werden, auch für ganz einfache Schulen recht wohl
erreichbar ist. „Die Selbständigkeit der Schüler wächst zusehends, wenn
man ihnen konsequent alles zu leisten zumutet, was in ihren eigenen
Kräften steht, und niemals ängstlich zu Hilfe kommt, wo sie sich selber
helfen können.“
Daß die bei den Stilübungen anzustrebende Selbständigkeit der
Schüler durch den Gebrauch von Sprachheften nicht befördert, sondern
vielmehr behindert werde, ist oft behauptet worden, und es fehlt nicht
an Stimmen, die ihre gänzliche Abschaffung, namentlich aber ihre Be-
seitigung in den Oberklassen dringend befürworten. Andere Stimmen
urteilen milder, ohne jedoch zu verschweigen, daß die gedachten Hefte
häufig falsch verwendet werden und aus diesem Grunde besonders nach
der stilistischen Seite hin ihren Zweck nicht erfüllen. Vor dem Miß-
brauche derselben wird daher aufs ernstlichste gewarnt.
Nach dem Schulbücher-Verzeichnis für einfache Volksschulen vom
16. Februar 1893 (s. Anhang) ! die Benutzung von Sprachheften nur
in unteren Klassen gestattet.
83) G. B.: „Die Oberklasse zweiklassiger Schulen läßt sich behufs
der Aufsatzübungen in zwei Abteilungen bringen.“ Richtiger ist es
aber, eine scharfe Trennung zu vermeiden.
Grüllich (Lehrplan 2c.); „Abteilung a und b der Oberklasse
werden bei den Stilübungen nicht oft getrennt zu werden brauchen, da