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Ein Jahr später fand die Hochzeit statt, und so mag
es wohl erklärlich sein, daß die junge Infantin in Sachsen
ganz die neue Heimat fand, war sie doch aus Wettiner
Jürstengeschlecht geboren und hatte sie doch ihre portu-
giesische Mutter schon im frühen Kindesalter von 10 Jahren
verloren. Immer in der alten, wie in der neuen Heimat,
war es ihr vergönnt, in steter Zurückgezogenheit zu leben,
aus dem Kreis von fünf Brüdern und einer Schwester war
sie geschieden und in Dresden blieb es ihr bestimmt, bald
im eigenen Heim eine frohe Kinderschar heranblühen zu
sehen.
Die Vermählungsfeierlichkeiten und die Formalitäten,
welche diesen vorangingen, liegen heute ein ganzes Menschen-
alter zurück, und doch meinen wir, daß es von Interesse
sei, hier, vo wir aus dem Leben unseres Königs erzählen
wollen, auf jene Verbindung zurückzuschauen, die der Enkel
Albrechts des Beherzten mit der Enkeltochter Ernsts des
Frommen einging, beruht doch auf ihr das Weiterblühen
der albertinischen Linie des Wettiner Fürstenhauses. Die
offizielle Brautwerbung erfolgte wiedernm durch den schon
genannten Grafen Vitzthum, in dessen Begleitung die Grafen
Könneritz und Hohenthal-Püchau sich nach Lissabon be-
gaben. Nachdem Ende Januar 1859 der Ehepakt, die juri-
stischen und diplomatischen Verhandlungen, abgeschlossen
waren, traf am 5. Mai die sächsische Gesandtschaft in der
Hauptstadt Portugals ein. Im Namen des Königs begrüßte
zuerst Graf Murca die sächsischen Gäste und holte sie in
feierlicher Auffahrt ab. Mit nicht weniger als acht, von
reichgeschirrten Maultiergespannen gezogenen königlichen
Karossen, begleitet von einer Schwadron portugiesischer
Garde-Ulanen, erschien der Graf vor dem Hotel, um die
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