Full text: Leitfaden für das Preußische Jäger- udn Förster-Examen.

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Die Hauptregel beim Schießen mit der Flinte ist gehörige Sorgfalt 
beim Laden resp. beim Anfertigen der Patronen, namentlich Anwendung 
von recht vielem Pulver und der richtigen Schrotnummer; auf Hasen 2c. 
nimmt man weniger Schrot als auf kleineres Flügelwild z. B. Schnepfen. 
Die alte Jägerregel sagt darüber: Viel Pulver und wenig Schrot ist 
der Hasen Tod und umgekehrt: Wenig Pulver und viel Schrot ist der 
Schnepfen Tod. Im Sommer kann man auf Haar= und Federwild 
verhältnißmäßig weniger Pulver schießen als im Winter; bei nassem 
Winterwetter muß man das meiste Pulver laden. 
Beim Schießen auf laufendes oder fliegendes Wild muß entsprechend 
vorgehalten werden, wenn man nicht mitzieht. Einem seitwärts laufenden 
Hasen rc. hält man auf 40 Schritt vorn auf den Kopf, bei Federwild 
ebenso oder etwas vor. Auf spitz von vorn anlaufendes Wild z. B. 
Fuchs, Hasen r2c. muß man kürzer halten, je nach der Schnelligkeit auf 
oder vor die Vorderläufe, besser ist es jedoch, das Wild in solchem Falle 
vorbei zu lassen und spitz oder schräg von hinten zu schießen. Sitzendes 
oder schwimmendes Wild läßt man ganz aussitzen oder hält sogar etwas 
kürzer. Bei vom Schützen wegziehendem Federwild — zum Beispiel 
spitz von hinten — hält man etwas darunter, damit es in den Schuß 
hineinzieht. Beim Zielen soll man darauf achten, daß man das Wild 
weder zu sehr aufsitzen noch verschwinden läßt, sondern mitten darauf 
hält; im ersteren Falle schießt man leicht zu kurz und trifft nur Läufe, 
Ständer 2c., resp. gar nicht, im zweiten Falle streift oder krellt man 
das Wild oder überschießt es häufig. 
Schließlich sei noch jedem Jäger in seinem eigenen 
Interesse dringend an das Herz gelegt, die peinlichste Vor- 
sicht gegen Andere und sich selbst bei der Handhabung der 
Feuerwaffen zu beobachten, um Unglück zu verhüten. Die 
Reue kommt immer zu spät und kann nichts wieder gut machen;; besser 
ist es, vorher aufzupassen und jede Möglichkeit einer Gefahr mit der 
größten Gewissenhaftigkeit zu vermeiden. Ingleichen soll jeder Jäger seine 
Waffen stets in Ordnung halten; nach jedem Gebrauch sollen Büchse und 
Flinte mit dem Wischer gereinigt und getrocknet werden und müssen die- 
selben ängstlich namentlich vor allen Rostflecken in den Läufen und den 
Schloßtheilen bewahrt werden, auch sollen die Schloßtheile öfter mit 
reinem Olivenöl oder Vaselinöl geölt werden, nachdem sie gut ge- 
reinigt und abgetrocknet sind. Leichtes Einölen der Schrotläufe schadet
	        
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