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Alles Wild, das zum Essen benutzt werden soll, muß sobald wie
möglich, namentlich im Sommer und wenn, es waidewund geschossen
war, nach gewissen waidmännischen Regeln aufgebrochen und ausgeweidet
werden. Bei Keilern und Hirschen muß das Kurzwildpret unmittelbar
nach dem Erlegen (besonders in der Brunftzeit) herausgelöst werden.
Nachdem das Wild gehörig gestreckt, d. h. auf den Rücken gelegt und
der Kopf so zurückgebogen ist, daß der Unterkiefer mit dem Hals und
Körper eine gerade Linie bildet, drückt man die Spitze des Nickfängers
dicht vor dem Brustknochen mitten auf der Brusthöhle in die Haut ein
und schärft diese über die Mitte des Halses bis zum Drosselknopf auf,
ergreift den Schlund, löst ihn am Drosselknopf ab und stößt ihn,
während die linke Hand das abgeschnittene Ende fest zuhält, mit der
rechten Hand von der Drossel ab.
Um das Ausfließen von Aesung zu verhindern, wird der Schlund
sorgfältig mit einem Knoten eingeschürzt. Sodann schärft man über
das Kurzwildpret weg die Haut über die Mitte des Bauches bis zur
Brust auf, indem man das Messer zwischen dem gespreizten Zeige= und
Mittelfinger der linken Hand, mit denen man unter die Haut gefahren
ist, hält, löst die Brunftruthe aus, macht einen Einschnitt in den
Bauchmuskel und schärft dann den Bauch selbst bis zur Brust auf,
ohne Blase und Gescheide zu beschädigen. Hierauf greift man mit
beiden Händen in den vordern Wanst, sucht den Schlund, zieht ihn
an den Wanst heran und wirft das Gescheide rechts neben das Wild.
Leber und Nieren dürfen nicht mit herausgerissen werden. Hierauf
sprengt man mit dem Messer das durch eine hervorragende Naht zwischen
den Keulen markirte Schloß und bricht es vorsichtig auseinander,
worauf man das Wildpret zwischen den Keulen bis zum Waidloch auf-
schärft, den Mastdarm auslöst und dann die Brandadern an den inneren
Keulen aufsticht. Schließlich schärft man am Kopfe den Drosselknopf
ab, löst das Zwerchfell an den Seiten ab, zieht die Drossel an die
vordere Herzkammer und das ganze Geräusch: Herz, Lunge und Leber,
mit der linken Hand heraus, indem man die festgewachsenen Theile
abschärft. Zuletzt hebt man das ganze Vordertheil in die Höhe, um
sämmtlichen Schweiß hinten auslaufen zu lassen, steckt frische Laubbrüche
in den Körper und streckt das Wild auf die rechte Seite.
Beim Aufbrechen dürfen weder die Aermel aufgestreift, noch Hirsch-
fänger und Hut abgelegt, noch darf über das Wild geschritten werden.