Full text: Das Völkerrecht.

841. Fortsetzung. Der Seekrieg. 345 
führenden Staatsgewalt auf feindliche sowie auf Konterbande führende 
neutrale Handelssehiffe Jagd machen. 
Die Kaper stehen unter der Aufsicht der obersten Marine- 
behörde, von der sie die Erlaubnis zur Wegnahme der guten Prisen 
(lettres de marque, commission de guerre) erhalten, und führen 
die Kriegsflagge; sie sind aber der Kriegsmarine nicht eingegliedert 
und stehen nicht unter militärischem Kommando. Die Ausstellung 
von Kaperbriefen an Schiffe, die nicht der Handelsmarine des 
Kriegführenden angehören, gilt als völkerrechtswidrig. Privat- 
schiffe, die ohne staatliche Ermächtigung auf Beute ausgehen, sind 
Seeräuber und können als solche behandelt werden (oben $26 IV). 
2. Durch den ersten Satz der Pariser Seerechtsdeklaration vom 
16. April 1856 (oben Seite 24) ist die Kaperei zwischen den Signatar- 
mäehten und den der Deklaration später beigetretenen Mächten be- 
seitigt worden (,‚la course est et demeure abolie**‘). 
Die meisten Seemächte sind dieser Vereinbarung beigetreten: 
so Argentinien, Belgien, Brasilien, Dänemark, Ecuador, Griechen- 
land, Guatemala, Haiti, Japan, die Niederlande, Peru, Portugal, 
Schweden und Norwegen, die Schweiz, Uruguay. Dagegen nicht die 
Vereinigten Staaten von Amerika, Spanien, Mexiko, sowie einzelne 
süd- und mittelamerikanische Staaten. Die Vereinigten Staaten 
verweigerten den Beitritt, weil sie vollständige Freiheit des Privat- 
eigentums auch im Seekriege, also die vollständige Aufgabe des 
Prisenrechts, forderten. Doch ist die Deklaration seither in allen 
Seekriegen befolgt worden. Auch im Kriege von 1898 haben 
sowohl die Vereinigten Staaten als auch (trotz seiner entgegen- 
stehenden Erklärung) Spanien auf die Verwendung von Kapern 
verzichtet. Die Vereinbarung verpflichtet nur die Signatarmächte 
und auch diese nur in den zwischen ihnen geführten Kriegen. 
Der gegen die Vereinbarung ausgerüstete Kaper würde völkerrecht- 
lich dennoch als solcher und nicht als Seeräuber zu behandeln 
  
R. 6. IV 696. La Mache, La guerre de course dans le passe, dans le 
present et dans l’avenir. 1901. Perels 177.
	        
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