Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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sale durchbrochene Rund eine volle Garbe des Lichtes in den weiten 
Raum hineinwirft. Ueber den beiden Seitentheilen erhoben sich die 
Thürme als dritte Stockwerke, denen durchbrochene schlanke Kegel 
als Helme aufgesetzt werden sollten. 
Diese graziösen Bildungen sollten nicht ohne Vorbereitung an 
die dichteren Massen unter ihnen sich ansetzen. Schon in der Gesammt- 
gliederung ist das verticale Moment geziemend betont. Dann sind 
die dritten Stockwerke sehr luftig und durchsichtig gehalten. Und 
dazu tritt noch — ein durch Langlois angeregter, von Erwin lebhaft 
ergriffener Gedanke — das empersteigende Stab- und Maßwerk, 
welches in einer Entfernung von zwei Fuß die ganze Facade gleich- 
sam überspinnt und den Blick des Beschauers leise nach oben leitet. 
Dem Ernsten, Ruhigen, Dunklen, Feierlichen, schwer und colossalisch 
Gelagerten ist so ein leichtes, lebendiges, heiteres, anmuthig um- 
spielendes Element beigesellt, das sich in die Thürme fortsetzt. Es 
ist als ob Epheuranken das Geläude überzogen hätten, und dann 
weit, weit darüber hinausgewachsen wären... Sicherlich war Erwin 
nicht ein strenger, trüber, sondern ein feiner, liebenswürdiger Geist. 
Leider war es ihm nicht vergönnt, den Bau zu Ende zu führen. 
Ueber mangelnde Förderung zwar hatte er nicht zu klagen. Die Zeit- 
genossen erkannten seinen Werth. Sein Vorgesetzter, der uns wohl- 
bekannte Bauinspector Ellenhard, ließ es an Eifer und Förderung 
gewiß nicht fehlen, bis er starb und Erwin selbst die Oberaufsicht 
erhielt. Bischöfe und Rath wetteiferten, das Werk zu betreiben. 
Ablässe wurden ausgeschrieben, um Geldbeiträge oder freiwillige Ar- 
beiter heranzuziehen. Freies Geleit für Hin- und Zurückfahrt wurde 
Allen zugesagt, welche Material beischaffen wollten. Mit sicht- 
lichem Entzücken über den gelingenden Bau schreibt Bischof Konrad 
von Lichtenberg: „Das Werk steigt gleich den Blumen des Maies 
in die Häöhe.“ 
Aber ach, der Werkmeister wurde hinweggerissen. Erwin starb 
1318, ehe das Gebäude auch nur bis zur heutigen Plattferm gediehen 
war. Der Bau ging nun zunächst langsam von statten, und den
	        
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