Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Oestereeichisch-habsburgische Familienbeziehungen waren es, durch 
welche der erste ausländische Sturm im Elsaß entstand. Eine Tochter 
des im Jahre 1326 zu Straßlburg verstorbenen Herzogs Leopold 
von Oesterreich war an Herrn Enguerrand von Concy ver- 
mählt. Ihr Sohn, Enguerrand VII., klagte schen seit dem Tode 
seiner Mutter im Jahre 1349 über Vorenthaltung seines Erbes 
gegen die ssterreichischen Herzoge. Prozesse solcher Art waren im 
heiligen römischen Reich an der Tagesordnung, nur wurden sie fast 
nie geschlichtet, weil es an jeder Executive fehlte, wenn man vom 
kaiserlichen Gericht ein Urtheil auch erwirkte. Durch eine besondere 
Verkettung von. Umständen war aber der junge Herr von Coucy 
ein mächtiger Mann geworden, indem er die Freundschaft des ge- 
waltigen Königs Eduard III. von England gewann. Dieser lernte 
ihn kennen, als Enguerrand im Jahre 1360 unter den Geiseln für 
die Befreiung des französischen Königs Johann nach England kam. 
Diese Geisel besaßen alle Freiheit am Hofe Eduards III. und be- 
kannt genug ist, wie ein französischer Prinz gegen Pflicht und Ehren- 
wort entfliehen konnte, und dadurch den König Johann nöthegte, 
nach London zurückzukehren. Enguerrand von Coucy dagegen wußte 
Eduards III. Tochter Isabella zu fesseln und bekam sie zur Ge- 
mahlin. Der junge Coucy wurde Herr von Bedford und erhielt 
die Hilfe Englands zur Eroberung seiner elsässischen Erbschaften. 
Seit dem Frieden, den Eduard III. 1360 mit Frankreich ge- 
schlossen, waren zahlreiche Söldner, welche England im Kriege ge- 
braucht hatte, eine wahre Landplage für Lothringen und Burgund 
geworden. Elben diese Truppen nun sollten dazu dienen, um die 
Ansprüche der Coucy im Elsaß zu verfechten. Ein Hauptmann, 
Arnauld von Servole, trat im Jahre 1365 an der Spitze eines 
gewaltigen Haufens, den man bis auf 60,000 Mann schätzte, mit 
der Erklärung hervor, daß er im Namen seines Herrn von Coucy 
käme, um die österreichischen Herzoge zu bekriegen. Einer der wunder- 
lichsten Abenteurer des spätern Mittelalters! den man nur den Erz- 
priester von Verny nannte und der mit seinen Söldnern das
	        
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