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Aufstand seiner Dienstleute. Denn die schöne Bärbel misbrauchte
die Licbesgunst ihres Herrn, wie je ein Weib und ließ die Bauern
frohnen und die Weiber spinnen. Sie mußten Lein säen und Lichter
machen und von sämmtlichen Kühen von Buchsweiler täglich die
Sahne senden. Wie von den sagenhaften Vögten des Königs
Albrecht in der Schweiz galt auch von ihr der Leumund unnatür-
licher Gelüste neben schnsdem Misbrauch der Gewalt: sie habe ihre
Söldlinge zu den säugenden Müttern geschickt und deren Milch be-
gehrt; wer sich zu geben weigerte, wurde in den Thurm gespert.
Als nun die schöne Bärbel abermals einen Frohntag geboten hatte,
und die gedrückten Leute die Ungebühr nicht länger duldeten, zogen
sie aus und führten Klage bei Jakebs Bruder Ludwig. Da befahl
die Bärbel ihren Knechten, sie möchten die zurückgebliebenen Weiber
und Kinder von Haus und Hof vertreiben; wollten die Männer
nicht frohnen, so sellten auch die Weiber nicht bleilen; aler die
Weiber hatten sich gewaffnet, die Einen mit Bratspieß, die Andern
mit Heugabeln, und trieben das böse Weib mit ihren Helfern in
die Burg zurück. Erst als Jakobs Bruder Ludwig mit Gefolge
herbeikam, wurde Ruhe gestiftet, die schöne Bärbel aber mußte nach
Hagenau fort von den Gütern ihres Geliebten. Nach dessen Tode
entging sie dem traurigen Schicksal zahlloser Frauen früherer Zeiten
nicht, deren zweifelhafte Existenz dem Aberglauben als Hexenwerk
und dann dem Richter als tedeswürdiges Verbrechen galt. So
starb sie als Zaulerin; aber das Loos jener Leute ward schwerlich
verbessert.
Die Jahrbücher melden von mehrfachen Widersetzlichkeiten gegen
die Grundherren und Klöster. Aber man würde sehr irren, wenn
man dächte, daß lediglich der Bauerstand an der Bewegung Theil
nahm. Alles was mit den sozialen Zuständen unzufrieden war,
befand sich in einem revolutionären Bund, der alsbald greifbare
Gestalt erlangte. Um Schlettstadt traten Bauern und städtische
Leute 1493 zu einer geheimen Gesellschaft zusammen. Es waren
Männer aus Sulz, Dambach, Scherweiler und vielen andern Orten,