Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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die nächtlicher Weile ihre Zusammenkünfte am Ungersberg hielten. 
Kein geringerer, als Hans Ulmann, der Bürgermeister von Schlett- 
stadt, stand an ihrer Spitze; auf ihre Fahne hatten sie den Bund- 
schuh gemalt, wie ihn die Bauern trugen. Man hatte die Aksicht, 
Schlettstadt zu überrumpeln, in dieser Stadt die Gewalt an sich 
zu bringen und von da die misevergnügten Bauerschaften zu organi- 
siren, auch mit den Schweizern sich zu verbinden. Die weitest- 
gehenden Pläne wurden gehegt. Unter den furchtbarsten Eidschwüren 
mußten die Theilnehmer am Bunde Treue und Verschwiegenheit 
geloben. Die Ziele, die man verfolgte, waren nicht allen gleicher- 
maßen bekannt, aber sie erstreckten sich ebensosehr auf die Abstellung 
der Lasten und Frohnden der Bauern, wie auf die Beseitigung von 
Zöllen und Steuern der Bürger. Wenn aber noch ein Zweifel sein 
könnte, daß hier auch tiefere geistige Kräfte wirkten, so würde er 
beseitigt durch die klare Forderung der Abschaffung der geistlichen 
und rothwelschen, d. h. der neueren von Juristen geführten Gerichte. 
Eine merkwürdige Erscheinung fürwahr, daß es eben wieder elsässische 
Männer waren, die für das altgermanische Gericht in die Schranken 
traten und den Kampf gegen die neue juristische Gelehrsamkeit, 
gegen die neuen Gesetzbücher und Strafprocesse begannen. Schon 
sprach man davon, daß man die Juden tödten und ihre Güter 
theilen müsse. Die Geistlichen sollten nicht mehr als eine Pfründe 
haben; auch die Beichte wollte der Bundschuh beseitigen. 
Es war eine sehr weit verzweigte Verschwörung. Sie wurde 
erdrückt, aber der Bundschuh blieb immer die Fahne des Schreckens, 
unter welcher die Bauern sich noch durch Jahrzehende geeinigt haben. 
Welche Mühe hat es zuweilen noch 20 Jahre später verschworenen 
Bauern bereitet, einen armen Maler durch List oder Geld zu be- 
stechen, daß er das verpönte Zeichen auf Leinwand malte. Jeder- 
mann wußte im ganzen Reich, was der Bundschuh zu bedeuten 
hatte, den man zu Schlettstadt zuerst auf die Fahne gesteckt hat. 
Eben diese Verbreitung der Sache bewirkte, daß man in Schlettstadt 
sich vorsah, und den Ausbruch des Aufstandes verhinderte. Anfäng-
	        
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