Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Lanzen deutschen Reiche so völlig gleich, daß man die strengste Or- 
Fanisation der Massen schwerlich zu verkennen vermag. 
Vom Elsaß war der Bundschuh ausgegangen, er machte in 
heimlichen Verschwörungen unter verschiedenen Formen seinen Weg 
durch halb Deutschland; die Wogen des Meeres brausten nun zurück, 
welches er aufgeregt hatte. In wenigen geschichtlichen Ereignissen 
des Elsaß drückt sich so sehr das innere Zusammenleben des Volkes 
mit seinen deutschen Nachbarstämmen aus, wie in der Revolution 
des sechszehnten Jahrhunderts. Während der Bauernkrieg an der 
französischen Grenze halt machte, ist Anfang und Endpunct desselben 
gerade im Elsaß zu suchen. Wir werden noch kennen lernen, welche 
wechselnden Einflüsse französischer und deutscher Refermation das 
geistige und kirchliche Leben der Zeit im Elsaß erfuhr, in diesen elemen- 
taren Erscheinungen der großen Massen dagegen waltet ausschließlich 
der böse Geist deutscher Nation. In diesem seinem Ursprunge nach so 
Ferechten Aufschrei unterdrückter Freihcit, der aber sofort mit titanischer 
Kraft jedes edlere Maß überschreitet, sofort zur blinden Naturgewalt 
wird, und in träumerischer Fiebergluth keinen Augenllick der reli- 
Ziösen Erhebung und des himmlischen Reiches entbehren kann — in 
diesem Aeuhersten menschlich sozialer Verirrung zeigt sich der elsässische 
Bauer nun in der nackten Wahrheit seiner germanischen Natur, wie 
der überm Rhein in Schwaben und Thüringen. 
Es waren Geistliche, welche von der Lehre Thomas Münzer# 
und Hubmaiers eifrigen Gebrauch unter dem Landvolk machten. 
Einer, Namens Johannes Berner, predigte im Sundgau mit großem 
Erfolg; auf den österreichischen Herrschaften fanden gleich im Anfang 
des Jahres 1525 die ersten Zusammenrottungen statt. In Ensisheim 
traf die Regierung alle Anstalten zur Vertheidigung der Stadt; 
und als man die Bauern aufforderte anseinander zu gehen, antwor- 
teten sie rund; „Man drückt uns zu hart, wir wollen selbst Meister 
sein und ohne Herrschaft leben.“ Sie wußten, daß es auch in den 
Städten Leute gab, die zu ihnen hielten. In Mülhausen erhoben 
sich schen früher Bürger gegen Geistlichkeit und Klöster, ein Theil
	        
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