Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Technik, kühne virtuose Mache; Kenntnis der Natur, völlige Be- 
herrschung der Anatemie; packende Lebenswahrheit; drastischer, unge- 
mildeter Ausdruck; höchst originelle, vom Typischen oft gänzlich 
losgelöste Auffassung und Composition; vollendete Wiedergabe des 
bewegten Menschenleibes; Mannigfaltigkeit charaktervoller, kraft- 
strotzender Gestalten und durchgearbeiteter männlicher Physiognomien: 
— dies sind die Eigenschaften, welche seine Arbeiten auszeichnen. 
Das Iddyllische, Friedliche, Innige ist abgethan. Natur in allen 
Erscheinungen, vom Niedrigsten bis zum Höchsten, will bei ihm zum 
Ausdruck kommen. Die Landschaft spielt eine große Rolle. Dem 
Thierleben, namentlich den Pferden, widmet er das ernstlichste 
Studium. Nackte, fleischige, elastische Kindergestalten liebt er in 
mannigfaltigen Wendungen gehäuft anzubringen. Einen betrunken 
schnarchenden Bacchus oder übermüthige Zechgesellschaften weiß er 
mit jederlei Muthwillen höchst drollig und derb zu vergegenwärtigen. 
Hexenwesen und alle Teufelei ist ihm willkommen. In Farbe und 
Licht geht er auf die grellsten Effecte aus. 
Man sieht, die Welt hat sich verändert wischen Martin Schon- 
gauer und Hans Baldung Grien. Die feineren Bedürfnisse des 
Gemüthes sind verschwunden, die zartbesaiteten Seelen haben sich 
verloren. Das harte Geschlecht, das gegen die Pfaffen rebellirte, 
ist aufgetreten. Ein Hünengeschlecht, das kräftige Kost brauchte. 
Ein Geschlecht, das die Geduld verlor und dreinschlug. Ein Ge- 
schlecht, dessen starke Sinne das ewige Gesetz über sich wie eine 
Zuchtruthe fühlten. Ein Geschlecht, welchem das Gute wie ein 
köstliches Kleinod erschien, das man dem Beelzebub und der ganzen 
höllischen Armee in fortwährendem Kampfe abtrotzen müsse. 
Es ist ein handelnder Menschenschlag, der keine Zeit zu innerer 
Sammlung, zu Beschaulichkeit und zu Betrachtung findet. Darum 
kommt auch behagliches künstlerisches Bilden, es kommt die Be- 
handlung großer Stoffe mit großem Aufwande von Mitteln immer 
mehr ab. Die Künste der Vervielfältigung werden bevorzugt. Man 
arbeitet für den Tag, nicht für die Ewigkeit. Es gibt fast keine
	        
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