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hat im Elsaß von seiner Schule den Ausgang genommen; die
ärgsten pädagogischen Misgriffe der Stifts= und Klosterschulen
wurden hier von ihm zuerst beseitigt; und für den Humanikmus,
wie er bald im Elfaß und an den benachbarten Universitäten Basel
und Freiburg sich hervorthat, hat er den Grund gelegt.
In Straßburg klagten höher Strebende noch länger, daß man
nur Sinn für Gastereien und Kriegszüge beweise. Ganz allmälich
käm auch dort der Geist der neuen Wissenschaft zur Geltung, der
sich der mönchischen Gelehrsamkeit entgegensetzte. Insbesondere waren
es Domherren und Pfründenbesitzer, welche, an feineren Lebensgenuß
Jewöhnt, auch dem geistigen Lurus Geschmack abgewannen. Das
Capitel von St. Thomas z. B., dem seiner Zeit der Historiker
Jacob Twinger von Königshofen angehörte und das im fünfzehnten
Jahrhundert hauptfächlich Juristen und Canonisten hervorbrachte,
konnte sich um das Jahr 1490 dem Humanismus nicht länger ver-
schließen. Das Haus des Canonicus Thomas Wolf (gestorben 1509)
war „ein Symposion von Weisen, ek selbst der Wirth von Dhilo-
sophen“, wie sich ein befreundeter Gelehrter ausdrückte. Und schen
früher hatte Peter Schott (gestorben 1492), Sohn des Ammeisters
(oben S. 150), Schüler Dringenbergs und Mitglied des Capitels zu
Jung-St- Peter, den Humanismus in Straßburg vertreten. Beide
hatten ihre Bildung in Italien erworben oder vervollständigt, dessen
Einfluß auf das Elsaß zu Ende des fünfzehnten und im Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts überhaupt sehr groß war.
Aus Schlettstadt selbst aber und ebenfalls aus Dringenbergs
Schule ist der bedeutendste Humanist dieses Kreises, Jacob Wim-
pheling, hervorgegangen.
Geboren 1450, studirt er in Freiburg und Heidelberg. Erst
Jurist, dann Theolog, bald selbst akademischer Lehrer, dann vierzehn
Jahre lang Domprediger in Speier, hierauf wieder Professor in
Heidelberg, lebt er von 1501 bis gegen 1520 mit vielfachen Unter-
brechungen in Straßburg, indem er theils die Führung adliger Jüng-
linge übernimmt, theils seinen Freunden in litterarischen und prakti-