Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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welchem die deutschen Protestanten ungestörte, ja fortschreitende Ent- 
wickelung und nach und nach immer bedeutendere Concessionen zu 
danken hatten. Es kam sogar im Jahre 1541 nach mehreren ähn- 
lichen Verhandlungen zu einem Religionsgespräch in Regensburg, 
auf welchem sich Katholiken und Protestanten so nahe traten, wie 
nie zuvor: die versöhnlichsten Männer von beiden Seiten, die frei- 
sinnigsten Katholiken, die gemäßigtesten Protestanten, waren aufge- 
boten: der Entwurf, den man der Discussion zu Grunde legte, 
rührte von keinem geringeren her, als wieder von dem großen Ver- 
mittler Butzer, der seine diplomatischen Fähigkeiten, welche innerhalb 
des neuen Glaubens so erfolgreich spielten, nun auch an diese schwie- 
rigere und umfassendere Aufgabe noch setzte. 
Leider sollte an der Klippe, die er einst so geschickt umsegelt, 
das Schif jetzt scheitern. Es war wieder die Abendmalsfrage, bei 
welcher die Meinungen aus einander gingen, um sich nicht mehr zu 
begegnen. Trotzdem wollte man den Versuch erneuern, und einige 
Theilnehmer waren sehr hoffnungsvoll gestimmt: wie sich denn 
wirklich auf dem Reichstage zu Speier von 1544 eine gegenseitige 
Nachgibigkeit der Parteien zeigte, welche die besten Aussichten er- 
öffnete. 
Da fuhr die päpstliche Politik dazwischen mit der Ankündigung 
des Conciles zu Trient, das am 13. December 1545 in der That 
eröffnet wurde: — kein wirklich allgemeines Concil, kein oberstes 
unbefangenes und gerecht urtheilendes Tribunal, wie man es von 
allen Seiten oft ersehnt, herbeigewünscht, angerufen hatte, sondern 
eine fanatische Parteiversammlung, welche die evangelische Lehre von 
vornherein als Ketzerei und Teufelswerk betrachtete. Die Protestanten 
waren entschlossen, sich nicht zu unterwerfen. Der Kaiser seinerseits, 
welcher diesmal ohne äußeren Feind dastand und auf die Wirk.- 
samkeit des Concils das allergrößte Gewicht legte, war entschlossen, 
diese Unterwerfung mit Waffengewalt zu erzwingen. 
Noch einmal freilich gab es ein Religionsgespräch: wieder 
Butzer auf evangelischer Seite der Vorkämpfer. Auf der anderen
	        
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