Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

221 
Straßburger Gesandtschaft konnte es als ein Glück ansehn, daß das 
wesentliche schon früher durch den Minister Granvella bis in das 
kleinste Detail geordnet war, als es zu den Förmlichkeiten kommen 
sollte. Wirklich hatte der schlaue Bischof von Arras es für nöthig 
gehalten, der französischen Concurrenz gegenüber die Straßburger 
Sache mit sammtenen Fingern zu berühren. Als Kriegsentschädi- 
gung sollte blos 30,000 Gulden bezahlt und zur Buße mußten 
12 Kanonen mit aller Munition aus dem Arsenale der Stadt dem 
kaiserlichen Kriegsherrn überantwortet werden. Dagegen wurde von 
den äußerlich demüthigenden Cermonien nichts nachgelassen. „Die 
Gefandten — heißt es in den Verhandlungsacten — sollen zuerst den 
Jußfall thun und knieend bekennen, daß wir (die Straßburger) 
Se. kaiserliche Majestät schwer beleidigt haben.“ 
Das auffallendste bei dieser Sühne der Reichsstadt war, daß 
auch der König Ferdinand die Gelegenheit sich nicht entgehen ließ, 
den Straßburgern eine Kriegskostenberechnung vorzulegen und 12,000 
Gulden und Vernichtung aller auf die österreichische Regierung zu 
Ensisheim lautenden, in Straßburg cursirenden Wechsel zu begehren. 
Da Oefterreich stark genug auf den Handel der Stadt mit dem Sund- 
gau und der Schweiz zu drücken vermochte, so bezahlte der Stadt- 
rath die Schulden Ferdinands und jene geforderten 12,000 Gulden. 
Bis dahin war nun alles glatt gegangen. Als später die 
kaiserlichen Offiziere nach Straßburg kamen und der Schützenmeister 
mit gepreßtem Herzen die schönen Stücke aus dem Arsenale aus- 
liefern mußte, fehlte allerdings nicht viel, daß die Masse des Volks 
sich empörte, aber im ganzen war der besonnenere Theil der Bürger- 
schaft doch beruhigt, daß die Freiheit und das alte Recht der Stadt 
so vollkommen gerettet waren. Dennoch aber blieb der Kampf der 
Gewissen nicht aus. 
Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1547 drängte eine 
schlimme Nachricht die andere: erst die Vernichtung des schmalkal- 
dischen Bundes bei Mühlberg und die Gefangennahme des Kur- 
fürsten von Sachsen, dann die nothgedrungene Unterwerfung des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.