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verhãngnisvollen Bunde beitrat, nichts anderes erwartet, als daß es
möglich werden würde eine große Säcularisation der geistlichen
Fürstenthümer durchzusetzen und so die Art zu legen an die Wurzeln
der katholisch -kaiserlichen Macht! In der That ein Gedanke von
unvergeßlicher Tragweite, der fast um drei Jahrhunderte der Zeit
Kriegs von Deutschland abgewendet hätte, wenn er im 16. Jahr-
hundert verwirklicht worden wäre. Allein Frankreich war kein Ver-
bündeter irgend einer Macht, die Deutschland kräftigen und aus
innerer Zerrissenheit erlösen mochte. Haben Aksichten der Säcula-
risation bestanden, so war es das gräßte Unheil, von Frankreich wahre
Hilfe zu erwarten. Denn die geistlichen Fürstenthümer preis zu geben,
konnte nie die Absicht eines Königs sein, der für seine Nachkemmen
ein reiches Feld eröffnen wollte, um aus den effengehaltenen Wun-
den neue Vortheile zu ziehen. Die Franzosen hatten Metz, Teul
und Verdun besetzt, aber den Bischöfen nahe zu treten, lag ihrem
katholischen Sinne fern; die Städte zahlten vielmehr die Rechnung,
welche nach Moriz Plan auf Kosten der geistlichen Fürsten gesetzt war.
In Straßburg zeigte die Bürgerschaft beim Ausbruch dieses
Krieges eine die Fürstenpolitik weit überragende Einsicht und Klug-
heit. Sie hatte ein deutliches Gefühl daven, daß der Streich, zu
dem nun Frankreich aushelte, nicht die katholischen Stände, nicht
die geistlichen Fürsten, sondern lediglich die westlich gelegenen Reichs-
städte treffen mußte. Gleich im Beginn des Krieges nahm der
Rath 5000 Landsknechte in Sold unter dem Obristen Claus von
Hettstadt. Die Festungswerke wurden in Eile ausgebessert, selbst
alte Grabsteine mußten zum Bau der Mauern dienen, und die Zünfte
schanzten und gruben um die Wette. Es war lediglich darauf ab-
gesehn, sich zum äußersten zu vertheirigen, im übrigen nach allen
Seiten strenge Neutralität zu wahren. Se hatte die Stadt, die
noch vor wenig Jahren selbst Gedanken eines Bündnisses mit Frank-
reich spielen ließ, sich jetzt, da es zum Ernste kam, nicht einen Augen-
blick über die wahren Absichten des Königs täuschen lassen und hat